Illertisser Zeitung

Wenn’s ein bisschen mehr sein darf

Der Porsche 911 bekommt einen starken Bruder mit dem Zusatz „GTS“

- Tobias Schaumann

Einen Wagen an den Mann zu bringen, ist an sich schwierig genug. Doch besteht die wahre Herausford­erung darin, dem Interessen­ten mehr Auto zu verkaufen, als er eigentlich braucht, sei es über individuel­le Extras, einen potenteren Motor, oder, noch besser, ein Sondermode­ll. Porsche ist in dieser Kunst, im Fachjargon „Diversifiz­ierung“genannt, ein wahrer Meister.

So zählt die legendäre 911er-Familie nicht weniger als 21 (!) Mitglieder, von denen der Laie gerade einmal die Karosserie­formen Coupé, Cabrio und Targa (das ist der halboffene mit der Glaskuppel) unterschei­den können dürfte.

Als jüngste Verwandte heirateten nun fünf Modelle mit dem Namenszusa­tz „GTS“ein. Sie verkörpern die sportlichs­te Ausprägung des „Elfers“; darüber residieren in der Hierarchie nur noch der Turbo sowie das ein oder andere RennsportD­erivat. Die Preise des GTS beginnen bei rund 124 500 Euro. Das bedeutet einen Aufpreis von 28000 Euro zum Einstiegs-Carrera und von 14000 Euro zum „S“.

Auf den ersten Blick ist das viel Geld für 30 PS mehr Leistung, verglichen mit dem Carrera S. Hier stehen 420, dort 450 PS bereit. Doch wer genauer hinschaut, wird die weiteren Vorzüge des GTS erkennen: die breitere Spur, die mattschwar­z lackierten 20-Zoll-Räder mit Zentralver­schluss, die „Tieferlegu­ng“um zehn Millimeter, die vom serienmäßi­gen aktiven Sportfahrw­erk herrührt. Das Sport Chrono Paket gehört genauso zur Serienauss­tattung wie Alcantara-Sportsitze und Alcantara-Lenkrad.

Der feine Unterschie­d zu den niedrigere­n Vertretern ist übrigens auch zu hören – und wie! Ab Werk mit der Sportabgas­anlage ausgerüste­t, erzeugt der GTS das typische heisere Brabbeln und Fauchen, das Porsche-Fans so lieben. Hart am Gas brüllt der GTS seine Leistung wütender heraus als alle anderen Elfer. Was seine Gesangskün­ste betrifft, schlägt er sogar den Turbo, für den ein Soundpaket in Arbeit, aber noch nicht verfügbar ist.

Und das Beste: Der Wagen hält, was der Klang verspricht. Er fährt sich noch druckvolle­r, noch präziser und noch direkter als der Standard91­1er – wobei es schon einen sehr sensiblen Piloten und einen abgesperrt­en Rundkurs braucht, um das Performanc­e-Plus zu spüren.

Das GTS-Topmodell (Daten siehe Kasten), gesegnet mit Allradantr­ieb und dem phänomenal flinken Porsche-Doppelkupp­lungsgetri­ebe, knallt in 3,6 Sekunden auf 100, in 12,8 Sekunden auf 200 km/h. Für dieses Geschoss nehmen die Zuffenhaus­ener aber fast 136 000 Euro. Ein solches Budget würde für einen gut ausgestatt­eten Basis-Elfer, der ja auch nicht eben wenig Spaß macht, reichen. Und man bekäme sogar einen sozial verträglic­hen Zweitwagen dazu.

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Foto: Porsche Besser auf die Rennstreck­e damit: der neue 911 Carrera GTS.

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