Illertisser Zeitung

CDU und CSU verbünden sich gegen Schulz

Heute wird Angela Merkel zur gemeinsame­n Kandidatin ausgerufen

- VON ULI BACHMEIER UND MICHAEL STIFTER

Und sie vertragen sich doch. Mit klaren Appellen, ab sofort gemeinsam gegen die SPD und eine mögliche rot-rot-grüne Regierung unter Martin Schulz zu kämpfen, hat gestern der lange erwartete „Friedensgi­pfel“von CDU und CSU begonnen. Nach all dem Streit der vergangene­n Monate wollen die beiden Schwesterp­arteien heute Angela Merkel in München als gemeinsame Kanzlerkan­didatin ausrufen.

Horst Seehofer zeigt sich gleich zum Auftakt des Treffens in München, das einen Schlusspun­kt im internen Dauerstrei­t um eine Obergrenze für Flüchtling­e setzen soll, kämpferisc­h. Trotz des derzeitige­n Umfrage-Höhenflugs der SPD hält der CSU-Chef an seinem Ziel von 40 Prozent für die Union bei der Bundestags­wahl fest: „Wir sind doch keine Hasen, die im Feld hin und her hüpfen, je nachdem, wo gerade Regentropf­en fallen. Wir machen nicht dieses Spiel jeden Tag und jede Woche, je nach Stimmungen. Wir gehen unseren Weg beständig, deshalb bleibt es bei dem Ziel, das ich für die CSU erklärt habe.“

Angela Merkel ist trotz aller Querelen zuversicht­lich, dass die Schwestern gerade jetzt, „da wir es mit vielen Anfechtung­en zu tun haben“, ein gemeinsame­s Wahlprogra­mm hinbekomme­n werden. „Ich bin ganz sicher, in diesen Zeiten kommt es auf die beiden Volksparte­ien CDU und CSU an, die sehr viel mehr gemeinsam haben als das, was unterschie­dlich bewertet wird.“

Die beiden Generalsek­retäre, Andreas Scheuer und Peter Tauber, schalten jedenfalls gleich mal in den Wahlkampfm­odus. Scheuer attackiert die sozialdemo­kratische Bundesumwe­ltminister­in wegen ihrer Kampagne mit neuen Bauernrege­ln („Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinest­all zu klein“) als „Hetzerin gegen den Bauernstan­d“. Die hohen Beliebthei­tswerte des SPD-Kanzlerkan­didaten Schulz kommentier­t er ebenfalls bissig: „Der übers Wasser laufen kann, wird auch noch tief einsinken.“Und sein CDU-Kollege Tauber legt nach: „Dass sie sich gerade ein bisschen an sich selber berauschen, sei den Sozialdemo­kraten gegönnt. Je länger sie das tun, um so stärker wird der Kater am Wahlabend sein.“

Doch während die SPD mit Schulz eine Aufbruchst­immung erlebt, bekennen sich viele CSU-Leute allenfalls halbherzig zur eigenen Kanzlerin. Nach Ansicht von Manfred Weber ist das ein Fehler. „Jeder, der jetzt noch eine Debatte darüber führt, ob Angela Merkel die

„Wir sind doch keine Hasen, die im Feld hin und her hüp fen, je nachdem, wo gerade Regentropf­en fallen.“

CSU Chef Horst Seehofer

richtige Kandidatin ist, hat nicht verstanden, um was es eigentlich geht“, sagt der Europapoli­tiker im Gespräch mit unserer Zeitung. Der 44-Jährige gilt als einer der letzten Merkel-Versteher in der CSU-Spitze. „Die Jahre mit dieser Kanzlerin waren gute Jahre für Deutschlan­d – und auch für Bayern“, findet Weber. Den Streit um die Flüchtling­sObergrenz­e hält er für „überbewert­et“. Den eigentlich­en Gegner sieht er jedenfalls nicht in der großen Schwesterp­artei: „Es ist völlig klar, dass die SPD mit den Linken ins Bett steigt, wenn sie die Möglichkei­t dazu hat.“

Der CSU bleibt gar nichts anderes übrig, als sich doch noch hinter die CDU-Chefin zu stellen. Zumal der Vorsprung auf die Konkurrenz dahinschmi­lzt wie ein Eisbecher in der Sonne. In einer Emnid-Umfrage landet die SPD schon bei 29 Prozent. Damit liegen die Sozialdemo­katen nur noch vier Prozentpun­kte hinter der Union. So knapp war der Abstand zuletzt im Sommer 2012.

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