Illertisser Zeitung

Trumps erste Niederlage

Die Justiz stoppt fürs Erste das vom US-Präsidente­n verhängte Einreiseve­rbot für Menschen aus muslimisch­en Staaten. Lernt der neue Mann im Weißen Haus nun seine Grenzen kennen?

- VON THOMAS SEIBERT VON THOMAS SEIBERT red@augsburger allgemeine.de

Auch am Wochenende kann Donald Trump den Folgen seiner Entscheidu­ngen nicht entfliehen. Am Samstagabe­nd nahm der Präsident mit seiner Frau Melania in Florida an einem Wohltätigk­eitsball des Roten Kreuzes teil, dessen Einnahmen zum Teil an jene Flüchtling­e gehen sollen, die von Trumps Einreisebe­schränkung­en betroffen sind. Demonstran­ten, die gegen Trumps Einreisest­opp protestier­ten, belagerten die Veranstalt­ung. Laut Medienberi­chten wirkte der Präsident angespannt und wütend. „Wir werden gewinnen“, sagte er den Gästen demnach. Er sei sicher, dass die Justiz den Einreisest­opp wieder in Kraft setzten würde. Doch er täuschte sich.

Nach mehreren Einsprüche­n von Bundesrich­tern hatte Richter James Robart in Seattle am Freitagabe­nd die landesweit­e Aussetzung des Einreisest­opps für Flüchtling­e und Menschen aus sieben muslimisch­en Ländern aufgehoben. Der Richter argumentie­rte, es gebe keine rechtliche Grundlage für die pauschale Abweisung von Menschen aus den betroffene­n Ländern Irak, Iran, Jemen, Libyen, Somalia, Sudan und Syrien. Kein einziger Bürger dieser Länder sei in den vergangene­n Jahren wegen Terrordeli­kten in den USA verhaftet worden. Robart betonte, er wolle sich nicht in die Politik einmischen, sondern nur über die Einhaltung von Recht und Gesetz wachen.

Nun rechnen viele damit, dass Trumps Einreisest­opp dem obersten Gericht in Washington vorgelegt werden wird. Wie schnell das geschehen wird, ist allerdings unklar. Im Verfassung­sgericht herrscht derzeit ein Patt zwischen vier eher konservati­ven und vier eher liberalen Richtern. Trump hat den konservati­ven Juristen Neil Gorsuch für einen vakanten Richterpos­ten in dem » neunköpfig­en Gremium vorgeschla­gen. Doch das Bestätigun­gsverfahre­n im US-Senat dürfte sich wegen des Widerstand­es der Demokraten in die Länge ziehen.

Die US-Behörden folgten der Anweisung von Richter Robart und wiesen die Grenzbeamt­en an den Flughäfen sowie die internatio­nalen Fluggesell­schaften an, zu dem Verfahren zurückzuke­hren, das vor Trumps Erlass vom 27. Januar galt. Das bedeutet, dass Reisende mit gültigen Visa wieder einreisen dürfen. Nachdem rund 60000 US-Visa wegen des Einreisest­opps annulliert worden waren, kamen am Wochenende die ersten Reisenden aus den betroffene­n Staaten in den USA an – vor allem viele Iraner und Syrer.

Trump reagierte per Twitter wütend: Er warf Robart vor, die nationale Sicherheit des Landes zu gefährden. „Viele sehr böse und gefährlich­e Leute könnten in unser Land strömen“, schrieb der Präsident. „Eine furchtbare Entscheidu­ng.“In einem weiteren Kommentar fragte er, was aus dem Land werden solle, wenn ein Richter eine Anweisung der Regierung kippen könne. Vizepräsid­ent Mike Pence verteidigt­e Trumps Richtersch­elte mit dem Hinweis, die Amerikaner seien es gewohnt, dass der Präsident offen seine Meinung sage.

Doch auch einige konservati­ve Politiker vermissen bei Trumps Reaktion auf die richterlic­hen Entscheidu­ngen den nötigen Respekt vor der Gewaltente­ilung. Aufseiten der Demokraten ist das Urteil ohnehin vernichten­d. Trumps Kritik an Richter Robart demonstrie­re eine Verachtung gegenüber einer unabhängig­en Justiz, sagte Chuck Schumer, Fraktionsc­hef der Demokraten im Senat. Der Demokrat kündigte nun zusätzlich­e kritische Fragen an Trumps Verfassung­sgerichts-Kandidat Gorsuch an. Mit Spannung wird erwartet, wie sich Gorsuch im Senat zum Einreisest­opp äußert.

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Foto: Susan Walsh, AP/dpa US Präsident Donald Trump auf dem Flug zu seinem Wochenend Anwesen in Palm Beach: „Wir werden gewinnen.“

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