Stänkern reicht nicht mehr
ohne Gegenstimme und ohne Enthaltung vom Landesvorstand beschlossen worden ist.“
Noch am Freitag standen in der Partei die Zeichen auf Sturm. Es gab zwar einiges Verständnis für Pronolds Schritt und viel Zustimmung für seinen Personalvorschlag, aber eben auch lautstarke Kritik. Pronold wurde vorgehalten, als Spitzenkandidat der Bayern-SPD für die Bundestagswahl im Herbst hätte er den Landesvorsitz nicht vorzeitig abgeben dürfen und bis nach der Wahl durchhalten müssen. Außerdem wurde ihm vorgeworfen, Kohnen ohne Rücksprache mit Präsidium oder Landesvorstand aufs Schild gehoben zu haben. Und auch gegen Kohnen wurden Vorbehalte laut. Ausgerechnet der Vorsitzende ihres eigenen Bezirksverbandes Oberbayern, Ewald Schurer, stellte in den Raum, „einen alternativen Personalvorschlag zu machen.“
Dazu haben er und alle anderen in der Partei jetzt Gelegenheit. Kohnen, die vor der Klausur kein einziges Interview gegeben und in der Öffentlichkeit geschwiegen hatte, erklärte der SPD-Führungsriege zwar ihre Kandidatur für den Landesvorsitz. Sie verzichtete aber ausdrücklich auf ein Votum des Landesvorstands zu ihren Gunsten.
Stattdessen trug sie ihre Ideen für den künftigen Kurs der BayernSPD vor: Statt sich „an der Staatsre- »
Was tun, wenn es drunter und drüber geht in einer Partei? Was tun, wenn an allen Ecken und Enden gemosert und gestänkert wird? Noch am Freitag schien es so, als sei die leidgeprüfte BayernSPD dabei, sich mal wieder selbst zu zerlegen. Der Landesvorsitzende Florian Pronold hatte überraschend seinen vorzeitigen Rücktritt erklärt, nachdem die Kritik aus den eigenen Reihen unerträglich geworden war. Gleichzeitig hatte er Generalsekretärin Natascha Kohnen als Nachfolgerin vorgeschlagen – und zwar noch bevor der Landesvorstand zusammentrat. Prompt witterten die Unzufriedenen einen Coup.
Die da oben, so der Verdacht, wollen mal wieder alles unter sich ausmachen und den Vorstand überrumpeln. Kohnen einfach akzeptieren? Das wäre das Eingeständnis von Schwäche und Alternativlosigkeit gewesen. Kohnen ablehnen? Damit wäre das Desaster perfekt gewesen.
Es kam anders. Kohnen enthielt sich zunächst jeder öffentlichen Stellungnahme, ging in die Sitzung und erklärte, sie wolle sich zwar um den Landesvorsitz bewerben, wolle sich vom Vorstand aber nicht als Kandidatin ausrufen lassen. Stattdessen warf sie den Kritikern den Fehdehandschuh hin: Ich will, aber ich stelle mich gerne in einer Urwahl. Dann haben erst einmal die Parteimitglieder das Wort.
Jetzt liegt der Ball im Feld der Kritiker. Mosern und stänkern aus dem Hinterhalt, das reicht nicht mehr. Jetzt müsste sich eine oder einer finden, die oder der den Mut hat, mit offenem Visier in die Auseinandersetzung um den besten Kurs der bayerischen SPD zu gehen. Eine mutige Kandidatin hat die Partei schon.