Bayern SPD: Kohnen will eine Urwahl
Noch am Freitag standen in der Partei die Zeichen auf Sturm. Die Kandidatin für den Landesvorsitz aber entschärfte den Streit. Warum sie sich einem Votum der Mitglieder stellen will
Die zweite Überraschung innerhalb weniger Tage in der Bayern-SPD: Nach dem vorzeitigen Rücktritt des Landesvorsitzenden Florian Pronold hat die von ihm favorisierte Nachfolgerin, Generalsekretärin Natascha Kohnen, bei der Klausur des Landesvorstands angekündigt, sich einer Urwahl stellen zu wollen. Sie meldete ihre Kandidatur an, verzichtete aber von sich aus auf eine formelle Nominierung als Kandidatin des Vorstands. „Wenn jemand anderes in unserer Partei ein anderes Angebot hat, dann begrüße ich das sehr“, sagte Kohnen.
Mögliche Gegenkandidaten haben nun bis Ende Februar Zeit, sich zu melden. Pronold zeigte sich nach der Sitzung erleichtert: „Ich finde es bemerkenswert, dass dieser Vorschlag von Natascha Kohnen einstimmig, gierung abzuarbeiten“, solle die SPD „für die Menschen fühlbar werden“. Nötig sei dazu „ein anderer Politikstil“. Es müsse klar werden, dass die Partei für eine Gesellschaft arbeite, in der junge Menschen keine Angst vor der Zukunft haben müssen, sondern Perspektiven, „um sich entwickeln und entfalten zu können“. Es sei, wie der designierte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sage, „Zeit für Gerechtigkeit“.
Die SPD müsse sich „klar beken- nen zu der Aussage, dass die, die viel haben, auch etwas für alle beitragen“. Als konkrete Beispiele nannte Kohnen vollständige Gebührenfreiheit für Kindergärten und eine Begrenzung der Bodenpreise. „Ich mache ein Angebot an die Partei. Wenn sie mit mir gehen möchte, dann wird es auf diese Weise sein“, sagte die 49-jährige Landtagsabgeordnete aus Neubiberg (Landkreis München). Wenn jemand anderes antreten wolle, dann wolle sie eine Urwahl, bei der alle Mitglieder der Bayern-SPD ihre Stimme abgeben können. „Das ist Angesicht zu Angesicht, es ist ehrlich, es ist offen“, sagte Kohnen. Am Ende dieses Prozesses brauche die Partei „absolute Geschlossenheit“.
Pronold unterstützt diesen Kurs. „Ich halte das für ein faires Vorgehen, dass man in so einer Situation für Klarheit sorgt“, sagte Pronold, konnte sich einen Seitenhieb auf den oberbayerischen SPD-Bezirkschef Schurer nicht verkneifen: „Ich glaube, dass Ewald Schurer sehr glücklich ist, bald seine Kandidaten präsentieren zu können.“
Schurer nahm das betont gelassen. „Das lasse ich jetzt mal unkommentiert so stehen“, sagte er auf Nachfrage unserer Zeitung. Er blieb dabei, dass es „völlig falsch und semiprofessionell bis amateurhaft“gewesen sei, schon eindreiviertel Jahre vor der Landtagswahl eine
Kohnen sagt, ein anderer Politikstil sei jetzt nötig Gegner müssen jetzt aus der Deckung kommen