Europa bewirbt sich
Warum auf einmal so viele Länder Zweiter sein wollen
Satire war schon immer ein Weg, um mit Dingen umzugehen, die einen fassungslos machen – so ist es auch bei Donald Trump. Der hatte in seiner Antrittsrede gefordert, Amerika solle wieder an erster Stelle stehen – „America First“also. Und nun?
Zum Glück kehrte vergangene Woche Jan Böhmermann ins Fernsehen zurück, quasi Deutschlands Chef-Satiriker. Auf ihn ist Verlass – zumindest, wenn es darum geht, medienwirksam für Wirbel zu sorgen. Dass er nicht davor zurückschreckt, sich mit Staatspräsidenten anzulegen, ist seit dem Schmähgedicht gegen den türkischen Präsidenten Erdogan ja bekannt. Böhmermann hatte folgende Idee: Wenn Amerika Erster ist, wer belegt dann Platz zwei? Also startete er mit einigen anderen Late-Night-Formaten ein Bewerbungsvideo-Portal.
Vorgemacht hat es die holländische Sendung „Zondag met Lubach“. Doch weil deren Video „so lustig war, dass man es nicht mehr toppen kann“, so Böhmermann, hätten die anderen europäischen Staaten nur gemeinsam eine Chance.
Vor zwei Wochen zeigten die Holländer ihren Film, in dem ein Sprecher Trumps Stimme und Wortschatz nachmachte. Ein Argument war der gigantische Ozean, den Holland zwischen sich und Mexiko errichtet hätte. „Er ist so groß, dass man ihn sogar vom Mond sehen kann“, heißt es. Und: „Wir haben die Mexikaner dafür zahlen lassen.“Auch Böhmermann argumentiert mit den deutschen Mauerbauerfahrungen – für die die Russen bezahlt hätten. Bislang beteiligen sich elf weitere Länder: die Schweiz, Dänemark, Österreich, Litauen, Spanien, Estland, Belgien, Portugal, Island, Luxemburg und Australien.
Der Spott über den US-Präsidenten ist kein reines Medienphänomen, auch der Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen veralberte Trump in einer Pressekonferenz zum 110. Vereinsjubiläum. Ein falscher Funktionär verkündete, es werde eine Mauer zwischen Essen und Gelsenkirchen geben, um zugewanderte Fans fernzuhalten. Außerdem solle ein Stadionverbot für Menschen in Jeans kommen. Der Grund: Abhängige Experten hätten bewiesen, dass diese häufiger Straftaten begehen. Damit wollte der Verein für Medienfreiheit werben.