Ein Film Festival wächst und wächst und wächst
Mehr Veranstaltungstage, mehr Publikum, mehr unabhängiges Kino: Snowdance boomt
Größer wollten sie werden, mehr Länder einbeziehen und mehr Publikum nach Landsberg locken: Das ist den Machern des Snowdance Independent Filmfestivals gelungen. Mit der Preisverleihung gestern ging die vierte Auflage des von „Tatort“-Regisseur Tom Bohn und Schauspieler Heiner Lauterbach initiierten Festivals zu Ende. 2018 soll dieses Indie-Filmtreffen noch größer werden.
Aus drei mach neun. So viele Veranstaltungstage gab es im Vergleich zu 2016 bei Snowdance in diesem Jahr. Welchen Aufschwung die Indiefilm-Szene hierzulande erlebt, macht nicht nur das Wachstum der Veranstaltung am Lech deutlich, sondern auch eine Partnerschaft mit Bezahlsender Sky. Während bei der Premiere 2014 nur 38 Filmbeiträge eingereicht wurden, waren es 2015 schon 100, 2016 bereits 200 und heuer mehr als 400 aus 49 Ländern. Daraus wurden mehr als 50 Langund Kurzfilme, Serien und Videoproduktionen ausgewählt und an neun Spielorten gezeigt. Zehn Streifen unabhängiger Regisseure und Produzenten kamen in den Wettbewerb. Eine Jury um „Tatort“-Kommissar Axel Milberg kürte die besten Filme.
Für ein Festival ungewöhnlich, machte der Eröffnungsfilm das Rennen: der Psychothriller „Freddy Eddy“von Tini Tüllmann. Wie hart das Geschäft für Regisseure ist, die ohne Unterstützung großer Studios oder TV-Sender drehen, hatte die Berlinerin im Rahmen einer Podiumsdiskussion klargemacht. „Eineinhalb Jahre habe ich versucht, Verleiher und Sender zu überzeugen. Alle haben gesagt: Genre-Kino mit Thriller funktioniert nicht.“Zur Finanzierung ihres Films habe sie ihr Konto geplündert und sich Geld vom Bruder und den Eltern geliehen. Zudem hätten alle Darsteller für lau gearbeitet.
Doch Tüllmanns Hartnäckigkeit macht sich langsam bezahlt. Sie hat mit ihrem Werk mittlerweile die dritte Auszeichnung geholt. Weitere Ehrungen beim Snowdance-Filmfestival gingen an die Dokumentation „I Go Back Home“über den Jazz-Sänger Jimmy Scott des Düsseldorfers Yoon Ha Chang, an die finnische Autobiografie „Born in Heinola“von Tuukka Temonen (beste Regie), „Miracle of Tekir“von Ruxandra Zenide (beste Kamera), „Our Broken Heart“von Niclas Larsson und Niklas Johannsson aus Schweden (bester Kurzfilm). Sodann an Antonello Matarazzo aus Italien für den besten Musikclip („Ballata Dell’ipocondria“) und an Elias Plagianos für die beste Serie („Shoot Me Nicely“).
„Wir haben wieder viele Anregungen von Filmemachern bekommen“, sagte Tom Bohn nach der Veranstaltung. Gerüchte, dass das Festival 2018 nach München abwandert, zerstreute der Creative Director. „Landsberg und wir sind eine Unit. Wir sind hier zu Hause und wollen hier bleiben, solange wie wir gewollt werden.“