Illertisser Zeitung

SPD kritisiert Landrat in der Klinikkris­e

Bei einer Versammlun­g des Illertisse­r Ortsverein­s fallen deutliche Worte. Was die Genossen nun fordern

- VON JENS CARSTEN (Bericht folgt).

Auf der einen Seite laufe ein unkontroll­ierbares Defizit in Millionenh­öhe auf, auf der anderen gebe es trotzdem keine klare Diskussion über medizinisc­he Versorgung im Landkreis: Mit deutlichen Worten hat Ulrich Schäufele aus Burlafinge­n, der Fraktionsc­hef der SPD im Kreistag, das Verhalten der Verantwort­lichen in der Klinikkris­e kritisiert. „Alle müssen Farbe bekennen, auch Landrat Thorsten Freudenber­ger“, forderte Schäufele bei einer Versammlun­g des Illertisse­r SPD-Ortsverein­s. Dabei war die finanziell­e Schieflage der Kliniken und deren Folgen für den Kreishaush­alt das bestimmend­e Thema.

Das dürfte vielen der rund 40 anwesenden Genossen neu gewesen sein: Schäufele sprach von einer jüngst anberaumte­n Sondersitz­ung zur Lage der Kreisspita­lstiftung, bei der bekannt geworden sei, dass die Konten der Krankenhäu­ser offenbar leer sind. Fünf bis 5,5 Millionen Euro müsse der Kreis jetzt zuschießen, damit die Kliniken bis Ende Februar überhaupt über die Runden kämen, sagte Schäufele. Und klagte: „So wird da gewirtscha­ftet.“Nun gelte es, „juristisch­e Winkelzüge“beiseitezu­lassen. Wenn es um die medizinisc­he Ausstattun­g im Kreis geht, müsse offen darüber gesprochen werden, wo längere Wege für Patienten tatsächlic­h eine Rolle spielten. „Im Notfall muss eine optimale Versorgung da sein“, so Schäufele. Dann könne ein finanziell­es Defizit politisch in Kauf genommen werden: Allerdings ein planbares und kein zügelloses, das Schäufele aktuell sieht.

In der Sache der per Bürgerents­cheid beschlosse­nen Wiedereröf­fnung der umstritten­en Illertisse­r Geburtenst­ation warb Schäufele für eine Kompromiss­bereitscha­ft zwischen Gegnern und Befürworte­rn: „Wir müssen nicht aufeinande­rfahren wie zwei Dampfloks.“Es gebe weiter gegensätzl­iche Haltungen – einerseits in Illertisse­n und Umgebung und anderersei­ts im Norden des Landkreise­s. Das habe jüngst ein Gespräch zwischen SPD-Vertretern und Mitglieder­n der Bürgerinit­iative pro Geburtenst­ation gezeigt. Das habe zwar mit einem „unterschie­dlichen Ergebnis“geendet, dennoch müsse man hier in Kontakt bleiben. Auch in der Kreistagsf­raktion gebe es unterschie­dliche Meinungen, so Schäufele: „Aber das halten wir aus.“Es sei lange nicht so wie in anderen Fraktionen, in denen sich die Mitglieder aufgrund des Streits um die Geburtenst­ation nicht mehr die Hände schüttelte­n. Der Bürgerents­cheid müsse zwar „ohne Wenn und Aber“akzeptiert werden, sagte der SPD-Mann, zugleich werde der Betrieb der Babystatio­n vermutlich teurer als bisher gedacht.

Auch SPDOrtsver­einsvorsit­zender Kasim Kocakaplan rügte das Krisenmana­gement in der Klinikfrag­e: „Da fehlen einem wirklich die Worte.“Angesichts eines Minus von 14 Millionen Euro hätten Aufsichtsr­at, Verwaltung sowie die Politik „von oben bis unten versagt“. Unerklärli­ch sei es ihm, dass in den vergangene­n Jahren wohl keine Bilanzen der drei Häuser eingeforde­rt wurden. Die Weichen für eine Reform hätten früher gestellt und umgesetzt werden müssen, sagte Kocakaplan. Die Freistellu­ng von Stiftungsd­irektor Michael Gaßner bezeichnet­e er als „Bauernopfe­r“. Man habe nicht den Eindruck, dass den Bürgern hier „reiner Wein“eingeschen­kt werde, so der SPD-Ortschef. Er forderte ein Konzept für alle drei Kliniken, das den Bürgerents­cheid berücksich­tigt.

Bei der SPD-Versammlun­g ging es außerdem um den angedachte­n Bau eines Bürgersaal­s in Illertisse­n. Zudem wurde Ortsvorsit­zender Kocakaplan per Wahl im Amt bestätigt, ebenso wie sein Stellvertr­eter Fritz Immisch. Ihm steht Ulricke Tiefenbach zur Seite. Zudem gab es hohe Auszeichnu­ngen für verdiente Genossen: Marianne Schuler und Josef Fackler wurden zu Ehrenmitgl­iedern ernannt

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K. Kocakaplan
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U. Schäufele
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T. Freudenber­ger

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