Der Geist des Eschach feiert närrischen Geburtstag
Vor 22 Jahren haben sich die ersten Weißenhorner als Eschagore verkleidet. Eine alte Sage steckt dahinter
22 Jahre – ein schräges Jubiläum feiern die Mitglieder der Weißenhorner Narrenzunft „D’r Eschagore“. Für die Zunftmeisterin Simone Rogalski ist die Schnapszahl jedoch der Anlass, um zum unrunden Gründungsjahr noch ein bisschen mehr zu feiern als sonst in der Fasnacht. Auch wenn sich die Mitglieder schon auf die fünfte Jahreszeit eingestimmt hätten: In Weißenhorn geht der Fasching am Freitag in die heiße Phase, wenn der Narrenbaum aufgestellt wird. 26 Gruppen haben sich als Gäste angesagt.
Eine besondere Zier für das Obere Tor hätten sich die Macher zum Jubiläum ausgedacht, sagt Rogalski, die bisher nur so viel verraten möchte: „Man wird die Regentschaft des Eschagore bemerken.“
Die Weißenhorner Narrenzunft „D’r Eschagore“wurde 1995 mit 19 Mitgliedern als dritte Abteilung der Interessengemeinschaft Weißenhorner Fasnacht (IWF) gegründet. Schon in den darauffolgenden Jahren schlossen sich weitere Gefolgsleute an. Zur Zeit sind 45 Hästräger im Zeichen „D’r Eschagore“unterwegs. Der Eschagore soll, der Sage nach, ein Geist gewesen sein, der vor hunderten Jahren in den dichten Wäldern vor den Toren der Fuggerstadt sein Unwesen trieb. In der Weißenhorner Flur dehnt sich westlich der Roth ein flacher, namensgebender Landstreifen aus, das Eschach. „Der Geist zeigte sich mit Vorliebe an stürmischen Herbstund Frühlingstagen und erschreckte den verspäteten Wanderer“, erzählt die Zunftmeisterin.
Das historische Motiv wurde von Kunstschnitzer Erich Hasenmeile aufgegriffen und in eine schaurige Holzmaske umgesetzt. Einige Jahre später kamen das „Höllavieh“und die Ziegenböcke dazu.
Zunftmeister Florian Kull kennt die Anstrengungen unter der aufwendigen Verkleidung aus eigener Erfahrung: „So kalt kann es gar nicht sein, dass man unter der Holzmaske nicht ins Schwitzen kommt.“Ein Albtraum für alle Hästräger sei glattes Kopfsteinpflaster, erklärt er: „In der Verkleidung verliert man schnell mal das Gleichgewicht und fällt hin.“Mit eingeschränktem Blickwinkel habe man nicht einmal mehr die Möglichkeit, zu sehen, wohin man stolpert, sagt Kull: „Manchmal fallen wir einfach übereinander und liegen am Boden.“Doch Kull sieht es sportlich: „Dabei sein ist alles“sagt er und kommt ins Schwärmen: „Ein Teil des Weißenhorner Umzugs zu sein, ist ein unbeschreibliches Gefühl.“Fast zwei Dutzend Veranstaltungen haben die Hästräger in dieser Saison im Terminkalender. „Teilnahme ist für alle Plicht“, betont Kull. Einzige Ausnahmen gelten für Mütter, Schichtarbeiter und Studenten, die eine Prüfung schreiben müssten, ergänzt Rogalski.
Nachwuchssorgen haben Fans des Eschagores nicht: Allein im Jubiläumsjahr steigen fünf neue Mitglieder ins Fastnachtshäs. Für die beiden Zunftmeister ist der „Eschagore“nicht nur Brauchtumspflege. Schließlich verbringen die Fastnachtsfreunde in den kommenden Wochen viele Tage bis in die frühen Morgenstunden zusammen. „Da entsteht ein ganz besonderer Zusammenhalt“, sagt Kull.