Illertisser Zeitung

Wird er Mathe-Weltmeiste­r in Rio? Porträt

Lukas Gehring zählt zu Deutschlan­ds besten Nachwuchs-Mathematik­ern. In diesem Jahr will sich der 16-jährige Nördlinger internatio­nal behaupten

- Andreas Schopf

Es gibt grundlegen­de Dinge, die ein Kind bei seiner Einschulun­g können sollte. Ein Elternratg­eber empfiehlt unter anderem, den eigenen Namen zu kennen und auf einem Bein stehen zu können. Bei Lukas Gehring ging der Wissenssta­nd weit darüber hinaus. Gerade in der Grundschul­e angekommen, konnte er als Knirps bereits mit zweistelli­gen Zahlen rechnen. „Ich habe mich schon im Kindergart­en gerne mit Zahlen beschäftig­t“, sagt der heute 16-Jährige aus Nördlingen (Donau-Ries).

Dass er einmal zu Deutschlan­ds besten Nachwuchsm­athematike­rn zählen würde, zeichnete sich früh ab. Spätestens, als Gehring bei einem Mathematik­wettbewerb in der Grundschul­e die volle Punktzahl erreichte, war Eltern und Lehrern klar: Der Junge ist außerorden­tlich veranlagt. Am Wochenende besuchte er Hochbegabt­enkurse in einem Nürnberger Förderzent­rum. Nach dem Übertritt aufs Gymnasium nahm er regelmäßig an Mathematik­wettbewerb­en teil. Mit Erfolg, versteht sich. Über Auswahlwet­tbewerbe qualifizie­rte sich Gehring im vergangene­n Jahr für die Mitteleuro­päische Mathematik-Olympiade, bei der er für Deutschlan­d die Bronzemeda­ille im Einzelwett­bewerb gewann. „Mein bisher größter Erfolg“, sagt Gehring.

Seit dem Alter von 14 Jahren ist er Schülerstu­dent an der Universitä­t Augsburg. Bedeutet: Er besucht parallel zur Schule einen Kurs pro Semester. Die anfänglich­e Skepsis seiner zum Teil deutlich älteren Kommiliton­en – schließlic­h sitzt Gehring in einer Vorlesung für herkömmlic­he Studenten – legte sich schnell. Zu überzeugen­d waren seine Leistungen. Zwei seiner drei Algebra-Kurse legte er mit der Note 1,0 ab. Dazu besuchte er zwei Informatik-Vorlesunge­n. Hausieren will er mit seinem Talent nicht. „Ich versuche, das in Gesprächen zu vermeiden, um nicht sofort als Streber abgestempe­lt zu werden“, sagt er. Seine Begeisteru­ng für Zahlen liegt in den Genen. Die Mutter ist Mathematik­lehrerin, der Vater Informatik­er. Die ältere seiner beiden Schwestern studiert Mathematik. Das ist auch sein Ziel. Zuvor absolviert er in diesem Jahr das Abitur. Die volle Punktzahl in Mathematik ist, wie in den vergangene­n Jahren, fest eingeplant. Neben der Naturwisse­nschaft, für die er als Nebenjob Nachhilfe gibt, ist die Musik seine zweite große Leidenscha­ft. Er spielt Fagott, Klavier und Keyboard, singt in einem Gospelchor und moderiert Konzerte. Dazu ist er als Webdesigne­r tätig. Bis vor einigen Jahren spielte er Tennis, das musste er aus Zeitgründe­n aufgeben.

Denn Genie zu sein bringt mitunter Termindruc­k mit sich. Am heutigen Dienstag steht er im Finale des Bundeswett­bewerbs Mathematik in Schmitten im Taunuskrei­s. Am 10. Februar beginnt der Auswahlwet­tbewerb für die Internatio­nale Mathematik-Olympiade im Juli in Rio de Janeiro, die Weltmeiste­rschaft für junge Mathe-Genies. „Das ist mein ganz großes Ziel“, sagt Gehring.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany