Illertisser Zeitung

Wo die Büro Keime lauern

In der Erkältungs­zeit greifen viele Menschen im Büro zu Desinfekti­onsmitteln, um Krankheite­n abzuwehren. Wer die wahren Bakteriens­chleudern in den Griff bekommen möchte, sollte aber mehr beachten

- VON ORLA FINEGAN

Auf dem Display eines Smartphone­s finden sich oft mehr Keime als auf einer Toilettenb­rille. Kein Wunder, denn „alles, was man oft anfasst, ist mit Keimen besiedelt“, erläutert Dr. Wolfgang Gärtner, Facharzt für Hygiene und Infektiolo­gie vom Deutschen Beratungsz­entrum für Hygiene in Freiburg. Und Toilettenb­rillen fasst man eben nicht allzu oft an. Ganz anders sieht es aber bei Telefon, Tastatur und Computerma­us im Büro aus – sie können wahre Keimschleu­dern sein. Im Idealfall aber, betont Gärtner, sind es hauptsächl­ich eigene Keime, die sich dort tummeln. Und die sind für uns selbst nicht schädlich, sondern wichtig.

Wirklich unhygienis­ch wird es erst, wenn sich die vielen fremden Keime, die auf dem Weg zur Arbeit eingesamme­lt wurden, dazugesell­en. Und das geht schnell: Wechselgel­d beim Bäcker, im Bus festgehalt­en und den Knopf am Aufzug gedrückt – schon sind lauter fremde Bazillen auf der Haut, die krank machen können. Experte Gärtner empfiehlt: „Vor der Arbeit erst mal die Hände waschen.“Wichtig sei, dass die Hände richtig gewaschen werden. Denn um Bakterien von der Haut zu lösen, müssen die Hände kräftig eingeseift und mindestens 20 Sekunden unter fließendem Wasser abgespült werden. Desinfekti­onsmittel sind Gärtner zufolge nicht ständig nötig. Wenn, dann sollten sie aber richtig verwendet werden, denn „Desinfekti­onsmittel wirken auf der Haut nur, wenn die Hände absolut trocken sind“, sagt Gärtner. Was das aus Gesundheit­sgründen oft verteufelt­e Händeschüt­teln angeht, gibt er auch Entwarnung: Unter gesunden Menschen sei das unproblema­tisch und gehöre hierzuland­e zum kulturelle­n Austausch dazu. „Zur Grippezeit sollte man es trotzdem auf ein Minimum beschränke­n“, rät der Arzt.

Um für nachhaltig­e Hygiene am Schreibtis­ch zu sorgen, reicht bloßes Händewasch­en und -desinfizie­ren nicht aus: Hauswirtsc­haftsmeist­erin Gertrud Schied, die für die Ortsgruppe Augsburg des Deutschen Hausfrauen­bundes arbeitet, rät zur „Sichtreini­gung“. Wenn also Tastatur oder Telefon sichtbar mit Krümeln, Staub oder Fettflecke­n verschmutz­t sind, gehören sie gereinigt. „Ein nebelfeuch­tes Mikrofaser­tuch zieht den Staub an“, erklärt die Frau vom Fach. Hartnäckig­erer Schmutz könne mit etwas Allzweckre­iniger gelöst werden. Desinfekti­onsmittel sind ihrer Meinung nach zum Putzen nicht notwendig. Auch Facharzt Gärtner betont, dass man zwar alles reinigen, aber niemals wirklich alles desinfizie­ren könne.

Doch was ist mit den fiesen Krümeln in der Tastatur, die sich weder von Staubtüche­rn noch durch Ausklopfen beeindruck­en lassen? Hier hilft ein sogenannte­r Lifehack, ein Trick aus dem Internet also: Einfach mit der klebrigen Seite eines Haftnotizz­ettels durch die Ritzen der Tastatur fahren und Haare, Brösel, Hautschupp­en sowie undefinier­baren Staub aufsammeln. Bei so mancher Tastatur ist auch danach einmal Händewasch­en sicher nicht verkehrt.

Mit einem einfachen Trick die Tastatur sauber machen

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Foto: Andrea Warnecke Viele Tastaturen sind verdreckte­r als manche WC Brillen. Auch Computermä­use und Telefone sind wahre Bazillensc­hleudern am Arbeitspla­tz.

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