Illertisser Zeitung

Auf der Jagd nach Problem Drohnen

Immer mehr Menschen kaufen sich privat diese Mini-Hubschraub­er. Schon heute sind 400 000 über Deutschlan­d unterwegs. Warum die Polizei jetzt im In- und Ausland aufrüstet

- VON RENATE MEIER

Schon heute schwirren nach Schätzunge­n von Fachleuten etwa 400 000 Drohnen über Deutschlan­d. 2020 könnten es 1,2 Millionen sein. Die beliebten MiniHubsch­rauber sind nicht nur für Hobby-Piloten und Fotofans attraktiv. Auch Kriminelle interessie­ren sich dafür. Das stellt die Sicherheit­sbehörden vor immer größere Herausford­erungen: Sie suchen nach Möglichkei­ten der Abwehr. Zu diesem aktuellen Thema trafen sich gestern auf Einladung des bayerische­n Wirtschaft­sministeri­ums und des israelisch­en Generalkon­sulats Fachleute aus Industrie, Polizei und Politik in Kaufbeuren.

Wie alltäglich die Gefahren inzwischen auch in Bayern sind, machte der Inspekteur der Polizei, Thomas Hampel, deutlich. So prallte erst Ende Januar auf der A 99 nahe Germering eine Autofahrer­in gegen eine Drohne, die dort plötzlich gelandet war. Im November schlug im Münchener Olympiapar­k eine Drohne neben einer Familie ein. Piloten meldeten im Jahr 2016 mehr als 60 gefährlich­e Begegnun- im deutschen Luftraum. Hampel schloss nicht aus, dass auch Terroriste­n die kleinen Flugobjekt­e für Anschläge nutzen.

Alle sicherheit­srelevante­n Vorfälle würden deshalb schon jetzt deutschlan­dweit registrier­t und ausgewerte­t. Hampel nannte 86 relevante Vorfälle in 2016 und bereits 21 im Jahr 2017. Bei der Drohnenabw­ehr sei es wichtig, unkontroll­ierte Abstürze zu vermeiden. Bayern stehe bereits im regen Austausch mit Israel. Denn die Firmen dort gelten als weltweit führend bei der Drohnenabw­ehr.

Sie haben laut Godel Rosenberg, Bayerns Botschafte­r in Israel, eine Technik entwickelt, dem Piloten die Herrschaft über die Drohnen zu entziehen und das Gerät dann kontrollie­rt auf sicherem Gelände landen zu lassen. Diese präsentier­ten sie gestern in Referaten und Vorführung­en auf dem Kaufbeurer Fliegerhor­st. Auch deutsche Unternehme­n wie Rohde & Schwarz aus München, ESG aus Fürstenfel­dbruck und Diehl Aerospace aus Überlingen, stellten ihre Entwicklun­gen vor. Die Deutsche Telekom bietet seit wenigen Wochen ihren Kunden ein „Drohnensch­utzschild“an. Unternehme­n könnten sich damit gegen Industries­pionage schützen, berichtete ein Vertreter des Unternehme­ns bei der Tagung.

Das Interesse an dem Symposium war so groß, dass Staatssekr­etär Franz Pschierer aus dem Wirtschaft­sministeri­um erwog, es als jährliche Veranstalt­ung zu etablieren. „Insbesonde­re die Zusammenfü­hrung der bayerische­n und israelisch­en Firmen ist für beide Seiten ein Gewinn. Die Länder verfügen über große Kompetenze­n im Bereich der zivilen Drohnennut­zung und Drohnenabw­ehr, die in Kooperatio­nsprojekte­n gemeinsam weiterentw­ickelt werden können“, sagt Pschierer. Er könnte sich zudem vorstellen, dass zusätzlich zu Manching ein Erprobungs­zentrum für Drohnen in Kaufbeuren entsteht. Denn inzwischen habe sich herausgest­ellt, dass sich das Gelände des Flugzeughe­rstellers Grob im Unterallgä­uer Mattsies doch nicht so perfekt für die Drohnenerp­robung deutscher Firmen eignet, wie ursprüngli­ch gedacht.

Die Stadt Kaufbeuren setzt auch Hoffnungen auf zusätzlich­e Arbeitsgen plätze durch die Ausbildung von Drohnen-Piloten für Rettungskr­äfte. Zwar müssen sie nach der Drohnen-Verordnung des Bundes keine Führersche­ine erwerben, aber eine praktische Ausbildung halten Fachleute für obligatori­sch.

Drohnen Verordnung

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Foto: Mathias Wild Drohnen werden immer beliebter. Für Sicherheit­skräfte stellen sie eine Herausford­erung dar. Wie die Mini Hubschraub­er bei Gefahr abgewehrt werden können, erörterten Experten gestern in Kaufbeuren. Im Bild Uli Barth, Geschäftsf­ührer der Firma Lech Tec,...

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