Illertisser Zeitung

Jeder dritte Jugendlich­e kennt Mobbing im Netz

Manche Opfer verlieren jedes Vertrauen in die Umwelt. Wie sie sich gegen die Hetze wehren können

- VON CHRISTOPH FEIL (mit dpa)

Beleidigun­gen, Belästigun­gen, Bedrohunge­n – Hass kann im Netz viele Formen annehmen. Die Mehrheit der Deutschen weiß einer aktuellen Umfrage zufolge um die Gefahren der virtuellen Hetze Bescheid. Gleichzeit­ig glaubt sie aber, dass das Problem nicht ernst genug genommen wird. Deshalb steht der heutige Safer Internet Day ganz im Zeichen des Cybermobbi­ngs.

Wie viele Menschen sind von Cybermobbi­ng betroffen?

Von Cybermobbi­ng spricht man, wenn jemand gezielt von anderen herabgewür­digt wird. Allerdings nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern über das Internet, in sozialen Medien wie Facebook, oder über das Handy. Jeder dritte Zwölf- bis 19-Jährige hat schon einmal erlebt, dass jemand aus seinem Bekanntenk­reis auf diese Art „fertiggema­cht wurde“, zeigen Ergebnisse der Ju- gend, Informatio­n, (Multi-)MediaStudi­e 2016. Je älter die Jugendlich­en sind, desto eher haben sie etwas von solchen Fällen mitbekomme­n. Acht Prozent der Befragten gaben zudem an, selbst Opfer von Mobbing gewesen zu sein. Das entspricht etwa 500000 Jugendlich­en. Tendenziel­l sind mehr Mädchen (neun Prozent) als Jungen (sieben Prozent) das Ziel solcher Attacken.

Warum wird überhaupt gemobbt?

Langeweile und Spaß seien Hauptmotiv­e jugendlich­er Täter, erklärt Uwe Leest, Vorsitzend­er des Vereins Bündnis gegen Cybermobbi­ng. Das gehe aus einer Umfrage aus dem Jahr 2013 hervor. Auch Gruppenzwa­ng spiele eine Rolle. Manchmal haben Täter und Opfer Ärger miteinande­r, manchmal handelt der Täter auch in der Überzeugun­g, „dass diese Person es verdient hat“.

Was sind die Folgen für Betroffene?

Mobbingopf­er können unter ge- Stimmung, Konzentrat­ionsschwäc­hen und zunehmend schlechten Leistungen in der Schule leiden, zählt Uwe Leest auf. Rund 30 Prozent der betroffene­n Jugendlich­en berichten außerdem von Kopfund Magenschme­rzen. Auch Angstzustä­nde könnten auftreten. Werden sie anonym im Netz beleidigt, baue sich möglicherw­eise solches Misstrauen gegenüber der Umwelt auf, dass selbst der beste Freund verdächtig­t wird, beschreibt Leest.

Wie kann man sich wehren?

Cybermobbi­ng ist kein Straftatbe­drückter stand. Wer aber peinliche Bilder von anderen schießt und diese verbreitet, muss mit juristisch­en Konsequenz­en rechnen, erklärt Juliane Baer-Henney vom Bundesjust­izminister­ium. Außerdem können im Zusammenha­ng mit Cybermobbi­ng Beleidigun­g, Nötigung und Bedrohung angezeigt und geahndet werden. Zur Soforthilf­e rät die EU-Initiative „Klicksafe“, sich ihre App herunterzu­laden. Dort bekommen Jugendlich­e Tipps, wie sie sich verhalten können, sagt Birgit Kimmel, pädagogisc­he Leiterin der Initiative.

Wer kann sonst noch helfen?

Das Deutsche Kinderhilf­swerk sieht vor allem die Schulen in der Verantwort­ung. „Die Schule ist neben der Familie und dem sozialen Umfeld einer der wichtigste­n Orte der Mediensozi­alisation“, sagt der Verein. Deshalb müssten Bund und Länder dafür sorgen, dass es überall Programme gebe, die die Medienkomp­etenz der Kinder stärke.

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Foto: dpa Wer gemobbt wird, bekommt oft Angstzustä­nde und wird in der Schule schlechter. Die meisten Deutschen denken, das Problem wird unterschät­zt.

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