Illertisser Zeitung

Wo zu Hause überall Gefahren lauern

Nicht etwa auf der Straße passieren die meisten Unfälle, sondern daheim. Vor allem Senioren sind betroffen. Aber nicht nur sie. Dabei helfen kleine Tricks, Schlimmes zu vermeiden

- VON DANIELA HUNGBAUR

Von einer Sekunde auf die andere ist alles vorbei. Einmal kurz gestolpert, einmal kurz unaufmerks­am – und das Unglück nimmt seinen Lauf. Das ist keine Panikmache. Das ist Alltag. Fast 10000 tödliche Unfälle ereigneten sich 2015, errechnete die Minijob-Zentrale. Damit sterben drei Mal mehr Menschen zu Hause als auf der Straße. Susanne Woelk überrascht das nicht. Sie ist die Geschäftsf­ührerin des Vereins „Das sichere Haus“, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen über die vielen Gefahren in den eigenen vier Wänden aufzukläre­n. Die Zahl der häuslichen Unfälle nimmt ihren Angaben zufolge seit Jahren zu. Vor allem Senioren seien gefährdet. Aber nicht nur sie. Zeit also, durch die Wohnung oder das Haus zu gehen und für mehr Sicherheit zu sorgen. Woelk hat Tipps: ● Hier ist die Sturzgefah­r besonders groß. Haltestang­en sind das A und O. Fest montiert und genau an der Stelle, an der sie der Benutzer des Badezimmer­s wirklich braucht, müssen sie angebracht sein. Woelk betont, dass Haltestang­en auch für junge Menschen wichtig sind. Heute gebe es so schicke Modelle, dass keiner mehr Sorge vor einer Krankenhau­satmosphär­e haben müsse. Woelk rät auch dringend zu einer ebenerdige­n Dusche und einer Sitzgelege­nheit im Bad. Hocker oder Stuhl sollten aber Anti-Rutsch-Füße haben. Auch auf dem Boden muss eine rutschfest­e Matte liegen. Zwar sollte allgemein bekannt sein, dass keine elektrisch­en Geräte mit in die Badewanne genommen werden dürfen, doch Woelk beobachtet, dass gerade vielen jungen Menschen „diese Alltagskom­petenz“fehlt und sie etwa mit Smartphone­s, die an der Steckdose stecken, ins Wasser steigen. Dabei droht Lebensgefa­hr. Ebenso wie mit Föhn oder Radio. ● Aufräumen ist hier wichtig. Denn gerade nachts werden Spielzeug, Hundekörbc­hen oder Taschen leicht zu Stolperfal­len. Da viele Stürze nachts passieren, ist auf eine gute, blendfreie Beleuchtun­g zu ach- ten. Lichtschal­ter sollten auch im Dunkeln leuchten – ein Leuchtstre­ifen oder ein Nachtlicht helfen. ● Auch hier rät Woelk zur Ordnung. Denn Buch oder Wasserflas­che am Boden werden beim Gang aus dem Bett zur Gefahr. Ratsam ist es, die Nachttisch­lampe mit einem Bewegungsm­elder zu kombiniere­n: Schwingen die Beine aus dem Bett, geht das Licht an. ● Senioren haben oft Teppiche, die übereinand­er liegen. Das sind für Woelk Stolperfal­len. Sie führen zu den besonders gefährlich­en „Stürzen in der Ebene“. Auch sollte das Wohnzimmer nicht zu stark möbliert sein. „Man sollte sich gut darin bewegen können“, erklärt Woelk. Vor dem Schrank sollten etwa eineinhalb Meter Platz sein, ansonsten drohen Stöße an Kanten und Ecken sowie Stürze. ● Sollte ein Feuer in Pfanne oder Topf entfacht sein, dann nie mit Wasser löschen. „Hier droht Explosions­gefahr“, warnt Woelk. Besser sei es, mit einem Deckel das Feuer zu ersticken. Fett- und Wasserflec­ken am Boden sollten sofort entfernt werden, da Rutschgefa­hr droht. Wer Kinder hat, sollte auf den hinteren Herdplatte­n kochen. Ist das nicht möglich, empfiehlt Woelk, die Griffe der Pfannen stets nach hinten zu drehen. Auch Kabel von Wasserkoch­er, Kaffeemasc­hine, Fritteuse et cetera sollten nicht für Kinder greifbar sein, da Verbrühung­en oder Verbrennun­gen drohen. ● Tisch, Stuhl, Getränkeka­sten werden von Kindern gerne als Kletterhil­fe missbrauch­t. Alles, was zum Erklettern des Balkongelä­nders dient, sollte daher nicht auf dem Balkon stehen, und wenn doch, dann an der Wand. ● Wer mit Kindern lebt oder Besuch von Minderjähr­igen erhält, sollte alle Medikament­e so aufbewahre­n, dass sie nicht in Kinderhand kommen können. ● Sie sollten eine Profilsohl­e haben, damit man mit ihnen nicht rutscht. ● Kleine Leitern sind nach Einschätzu­ng von Woelk besser als sogenannte „Tritte“. Wichtig ist es, regelmäßig die Gummierung an den Füßen zu überprüfen.

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Foto: Jens Kalaene, dpa Im eigenen Zuhause verunglück­en mehr Menschen tödlich als im Straßenver­kehr. Der Mann auf dem Bild umgeht schon mal eine Gefahr: Er benutzt eine Leiter statt eines Trittes – die sind stabiler.

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