Wo zu Hause überall Gefahren lauern
Nicht etwa auf der Straße passieren die meisten Unfälle, sondern daheim. Vor allem Senioren sind betroffen. Aber nicht nur sie. Dabei helfen kleine Tricks, Schlimmes zu vermeiden
Von einer Sekunde auf die andere ist alles vorbei. Einmal kurz gestolpert, einmal kurz unaufmerksam – und das Unglück nimmt seinen Lauf. Das ist keine Panikmache. Das ist Alltag. Fast 10000 tödliche Unfälle ereigneten sich 2015, errechnete die Minijob-Zentrale. Damit sterben drei Mal mehr Menschen zu Hause als auf der Straße. Susanne Woelk überrascht das nicht. Sie ist die Geschäftsführerin des Vereins „Das sichere Haus“, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen über die vielen Gefahren in den eigenen vier Wänden aufzuklären. Die Zahl der häuslichen Unfälle nimmt ihren Angaben zufolge seit Jahren zu. Vor allem Senioren seien gefährdet. Aber nicht nur sie. Zeit also, durch die Wohnung oder das Haus zu gehen und für mehr Sicherheit zu sorgen. Woelk hat Tipps: ● Hier ist die Sturzgefahr besonders groß. Haltestangen sind das A und O. Fest montiert und genau an der Stelle, an der sie der Benutzer des Badezimmers wirklich braucht, müssen sie angebracht sein. Woelk betont, dass Haltestangen auch für junge Menschen wichtig sind. Heute gebe es so schicke Modelle, dass keiner mehr Sorge vor einer Krankenhausatmosphäre haben müsse. Woelk rät auch dringend zu einer ebenerdigen Dusche und einer Sitzgelegenheit im Bad. Hocker oder Stuhl sollten aber Anti-Rutsch-Füße haben. Auch auf dem Boden muss eine rutschfeste Matte liegen. Zwar sollte allgemein bekannt sein, dass keine elektrischen Geräte mit in die Badewanne genommen werden dürfen, doch Woelk beobachtet, dass gerade vielen jungen Menschen „diese Alltagskompetenz“fehlt und sie etwa mit Smartphones, die an der Steckdose stecken, ins Wasser steigen. Dabei droht Lebensgefahr. Ebenso wie mit Föhn oder Radio. ● Aufräumen ist hier wichtig. Denn gerade nachts werden Spielzeug, Hundekörbchen oder Taschen leicht zu Stolperfallen. Da viele Stürze nachts passieren, ist auf eine gute, blendfreie Beleuchtung zu ach- ten. Lichtschalter sollten auch im Dunkeln leuchten – ein Leuchtstreifen oder ein Nachtlicht helfen. ● Auch hier rät Woelk zur Ordnung. Denn Buch oder Wasserflasche am Boden werden beim Gang aus dem Bett zur Gefahr. Ratsam ist es, die Nachttischlampe mit einem Bewegungsmelder zu kombinieren: Schwingen die Beine aus dem Bett, geht das Licht an. ● Senioren haben oft Teppiche, die übereinander liegen. Das sind für Woelk Stolperfallen. Sie führen zu den besonders gefährlichen „Stürzen in der Ebene“. Auch sollte das Wohnzimmer nicht zu stark möbliert sein. „Man sollte sich gut darin bewegen können“, erklärt Woelk. Vor dem Schrank sollten etwa eineinhalb Meter Platz sein, ansonsten drohen Stöße an Kanten und Ecken sowie Stürze. ● Sollte ein Feuer in Pfanne oder Topf entfacht sein, dann nie mit Wasser löschen. „Hier droht Explosionsgefahr“, warnt Woelk. Besser sei es, mit einem Deckel das Feuer zu ersticken. Fett- und Wasserflecken am Boden sollten sofort entfernt werden, da Rutschgefahr droht. Wer Kinder hat, sollte auf den hinteren Herdplatten kochen. Ist das nicht möglich, empfiehlt Woelk, die Griffe der Pfannen stets nach hinten zu drehen. Auch Kabel von Wasserkocher, Kaffeemaschine, Fritteuse et cetera sollten nicht für Kinder greifbar sein, da Verbrühungen oder Verbrennungen drohen. ● Tisch, Stuhl, Getränkekasten werden von Kindern gerne als Kletterhilfe missbraucht. Alles, was zum Erklettern des Balkongeländers dient, sollte daher nicht auf dem Balkon stehen, und wenn doch, dann an der Wand. ● Wer mit Kindern lebt oder Besuch von Minderjährigen erhält, sollte alle Medikamente so aufbewahren, dass sie nicht in Kinderhand kommen können. ● Sie sollten eine Profilsohle haben, damit man mit ihnen nicht rutscht. ● Kleine Leitern sind nach Einschätzung von Woelk besser als sogenannte „Tritte“. Wichtig ist es, regelmäßig die Gummierung an den Füßen zu überprüfen.