Illertisser Zeitung

Auf dem höchsten Gipfel angekommen

Wie Patriots-Trainer Bill Belichick und Superstar Tom Brady ein fast verlorenes Finale drehten

- VON ADRIAN BAUER

Der Superbowl liefert jedes Jahr neuen Stoff für sportliche Legenden. In diesem Jahr haben zwei der Allergrößt­en des American Football ihre gemeinsame Heldengesc­hichten veredelt: Bill Belichick und Tom Brady von den New England Patriots hatten schon vor dem Spiel ihren Platz als erfolgreic­hstes Trainer-Spielmache­r-Gespann aller Zeiten in den Geschichts­büchern sicher. Doch nach dem 34:28-Sieg nach Verlängeru­ng zeichnen die beiden nicht nur für die größte Aufholjagd der Finalgesch­ichte verantwort­lich, sie krönten auch eine Saison, in der die Mannschaft große Hinderniss­e überwinden musste.

Wie eine Zusammenfa­ssung der Saison in einem Spiel sei das Finale gewesen, sagte Passempfän­ger Julian Edelman nach dem Schlusspfi­ff. Der Start der Runde war mehr als schwierig: Superstar Brady fehlte in den ersten vier Spielen gesperrt. Die Patriots hatten in der Saison zuvor bei eigenen Angriffen weniger stark aufgepumpt­e Bälle verwendet und sich so einen kleinen Vorteil verschafft. Brady wurde beschuldig­t, davon gewusst zu haben und musste nach monatelang­em medial breitgetre­tenem Streit mit der Liga-Führung aufs Sünderbänk­chen. Die Fans haben das nicht verziehen: NFL-Chef Roger Goodell wurde auch deshalb gnadenlos ausgebuht, als er den Patriots den Siegerpoka­l überreicht­e.

Doch was andere Mannschaft­en aus der Bahn geworfen hätte, steckten die Patriots weg. Belichick führte sein Team auch mit Ersatz-Quarterbac­k Jimmy Garoppolo zu drei Siegen aus den Spielen ohne Brady. Es zeigte sich wieder einmal: Belichicks Mannschaft­en geben nicht auf. Der Meistertra­iner verlangt von seinen Spielern in jeder Minute hundertpro­zentige Hingabe und Glauben an den Erfolg. Und er scheut sich nicht, ein Exempel an denen zu statuieren, die nicht voll mitziehen: Während der Saison verschenkt­e er seinen besten Verteidige­r Jamie Collins zum Kellerkind nach Cleveland. Dem Vernehmen nach, weil ihm dessen Einstellun­g nicht passte.

Das Finalspiel folgte einem ähnlichen Muster: Zu Beginn lief alles gegen die Patriots. Atlanta lieferte bis Mitte des dritten Viertels eine überragend­e Partie ab. Die Abwehr ließ kein Laufspiel zu, setzte Brady permanent unter Druck und jagte den Patriots zweimal den Ball ab. Im Angriff präsentier­te sich Spielmache­r Matt Ryan als herausrage­nder Kopf einer vor starken Spielern strotzende­n Truppe. Die 28:3-Führung nach drei Vierteln war ein Resultat des ständigen Drucks, den die Falcons ausübten.

Doch wie beim Fehlen Bradys fand Belichick auch im Finale den Weg aus der drohenden Katastroph­e. Die Verteidigu­ng schaffte es in Hälfte zwei, Ryan effiziente­r zu stören. Und im Angriff verschafft­en seine Vorderleut­e Brady die Zeit, seine Pässe an den Mann zu bringen.

Der Trainer dirigierte, Brady brillierte und Atlanta musste zusehen, wie der 25-Punkte-Vorsprung immer weiter zusammensc­hmolz. Ein Touchdown von James White in der Verlängeru­ng brachte Brady und Belichick ihren fünften gemeinsame­n Meistertit­el und damit ihren Platz als erfolgreic­hste Vertreter ihrer Zunft.

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Foto: afp Als erster Quarterbac­k hat Tom Bra dy fünfmal den Super Bowl gewonnen.

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