Des Trainers Hoffnung ruht auf Thiago
Der Rückkehrer soll den FC Bayern zum Sieg führen. Ancelotti bleibt trotz der Mini-Krise gelassen. Abseits des Platzes wird mit Uli Hoeneß die alte Hierarchie hergestellt
Um ihn herum wächst von Woche zu Woche die Unruhe, aber der längst ergraute Carlo Ancelotti ruht weiter in sich. Er sei keineswegs beunruhigt vor dem K.o.-Spiel gegen den VfL Wolfsburg und der Champions League-Prüfung gegen den FC Arsenal, sagte der 57 Jahre alte Italiener gestern in der Pressekonferenz. Der erfahrene Trainer glaubt fest daran, dass die jetzt einsetzende höhere Schlagzahl der Spiele beim FC Bayern wie ein Startknopf für besseren und erfolgreichen Fußball wirken wird.
„Wir sind daran gewöhnt, alle drei Tage zu spielen. Der Rhythmus kann uns helfen“, sagte Ancelotti. Kritischen Fragen zum Zustand des deutschen Rekordmeisters im Winter 2017 begegnete er mit einem Lächeln – und gelassenen Antworten. „Nach knapp tausend Spielen auf der Bank überrascht mich nichts mehr“, sagte Ancelotti. Und in Bezug auf die ihm fremde Sprache hierzulande bemerkte er: „Kritik ist gut. In Deutschland habe ich weniger Probleme, weil ich nicht alles lesen kann.“Abgerechnet werde nicht im Februar, sondern im Sommer: „Ich weiß, dass ich am Ende nur am Ergebnis gemessen werde.“
Die selbstkritischen Töne der Spieler nach dem unbefriedigenden 1:1 gegen Schalke hätten ihm nicht missfallen – im Gegenteil: „Das ist gut.“Kapitän Philipp Lahm hatte gewarnt, die Titelchancen frühzeitig zu verspielen. Ancelotti glaubt an eine rasche Problemlösung: „Die Spieler haben verstanden, dass sie im Spiel kompakter stehen müssen. Ohne Kompaktheit hat man Probleme.“Gegen Schalke habe defensiv die Zusammenarbeit zwischen den Mannschaftsteilen gefehlt. „Verteidigen ist nur Rennen und Aufopfern. Ich bin sicher, gegen Wolfsburg arbeiten sie mehr zusammen“, sagte Ancelotti. Es stehe ja auch mehr auf dem Spiel als im Liga-Alltag. „Es ist ein K.o.-Spiel“, betonte Ancelotti.
Im Falle einer Verlängerung kann der Trainer heute Abend erstmals vier statt bisher drei Spieler einwechseln. Der DFB hatte im Dezember mitgeteilt, die Regel im Pokal zu testen. Der Bayern-Trainer begrüßt das Novum: „Wir Trainer sind zufrieden, dass auf uns gehört wird, wenn wir etwas vorschlagen.“
Seine Hoffnung auf Besserung trägt einen Namen: Thiago. Der Spanier werde nach seinem Muskelfaserriss gegen Wolfsburg beginnen, kündigte Ancelotti an. „Thiago kann uns mit seiner Qualität sehr helfen“, sagte der Trainer. Mit einem herausragenden Thiago anstelle von Thomas Müller auf der Zehnerposition hatten die Bayern im letzten Spiel vor der Winterpause RB Leipzig im Topspiel 3:0 besiegt. In den bisher drei Bundesligaspielen 2017 ohne Thiago stotterte der Bayern-Motor dagegen bedenklich.
Wenig überraschend hat Uli Hoeneß wieder den Vorsitz des Aufsichtsrates übernommen. Etwas mehr als zwei Monate nach seiner Wahl zum Präsidenten wurde der 65-Jährige am Montag bei einer turnusmäßigen Sitzung des Aufsichtsrates einstimmig an die Spitze des Gremiums gewählt. Damit ist die alte Hierarche beim FC Bayern wiederhergestellt. Schon in seiner ersten Amtszeit als Präsident von 2009 bis 2014 hatte Hoeneß beide Posten innegehabt.