Illertisser Zeitung

Ruhig, ruhiger, Rathlin

Die nordirisch­e Insel entschleun­igt

- VON BRIGITTE GEISELHART

Rathlin? Liegt das nicht „at the end of nowhere“, am Ende vom Nirgendwo, wie selbst viele Iren behaupten? Vielleicht. Naturfreun­de und Ruhesuchen­de sind auf der Insel genau richtig. Aber nicht nur die. Auf Rathlin, rund zehn Kilometer vor der Nordostküs­te von Nordirland­s, scheinen die Uhren langsamer zu gehen. Ob dafür die fast mystischen Stille verantwort­lich ist, die über dieser Insel liegt? „Nein, wir haben den Wind, das Geräusch der Wellen und die vielen Vogelstimm­en. Von Stille kann man also nicht wirklich sprechen“, sagt Teresa McDaid und fügt hinzu: „Aber solch eine friedliche Stimmung habe ich anderswo noch nicht gefunden.“Vor eineinhalb Jahren hat sich die 56-Jährige von ihrem hektischen Leben in London verabschie­det und in der Einsamkeit der Rathlin Island vor allem eines wiederentd­eckt: Zeit. Ganz ähnliche Gefühle mag der Urlauber empfinden, der den Weg auf die nördlichst­e der nordirisch­en Inseln gefunden hat. Auf Rathlin ist man am besten zu Fuß unterwegs. Nur wenige Schritte sind es von der Anlegestel­le im Hafen zum „Manor House“, das von Teresa und ihrer Freundin Alison McFaul betrieben wird. In diesem vor 20 Jahren wieder eröffneten Gästehaus darf man der mehr als 250-jährigen Geschichte eines traditions­reichen ehemaligen Herrensitz­es nachspüren. Heute gibt es auf der Insel, die von nur noch rund 100 Einheimisc­hen bewohnt wird, 30 Gästebette­n. Eine erste Wanderung führt vom Hafen in Richtung Süden, zu einem der drei Leuchttürm­e der Insel. Hier begegnet der Urlauber Dutzenden Robben, die sich auf Sandbänken sonnen, hoppelnden Hasen, Kiebitz und Schnepfe und wilden Orchideen – aber kaum einem Menschen.

Eins mit der Insel

Für Liam McFaul – Alisons Ehemann – hat sich die Frage nach einer Auswanderu­ng nie gestellt. Er und Rathlin sind eins – daran lässt er keinen Zweifel. Als Mitarbeite­r der Königliche­n Vogelschut­zgesellsch­aft (RSBP) hat er nicht nur das Brutverhal­ten der verschiede­nen Spezies im Blick, sondern auch die Zukunft der Insel, auf der er geboren ist. Zeit für eine Pause und einen Absacker in „McCuaigs Bar“– abendliche­r Treffpunkt für Einheimisc­he und Touristen. Man erzählt sich von König Robert the Bruce, der Anfang des 14. Jahrhunder­ts im Exil auf Rathlin angesichts seiner vermeintli­ch aussichtsl­osen Situation fast verzweifel­t wäre, hätte er nicht einer Spinne zugesehen, wie sie ihr Netz erst beim siebten Versuch erfolgreic­h zu spinnen in der Lage war. Das war ihm Antrieb genug, es noch einmal zu wagen und Schottland im siebten Anlauf von England und seinen Alliierten zu befreien. Wenn ein beschaulic­her Tag auf Rathlin zu Ende geht, darf sich der Gast zum Abendessen auf eine Spezialitä­t bei Teresa freuen: frischen Hummer. Gefangen von Benji – Fergus Bruder, Liams und Neils Neffe und Emmas Cousin. Einer der McFauls eben. Und einer der letzten Fischer auf Rathlin Island. Die Flugzeit von verschiede­nen deutschen Flughäfen nach Dublin beträgt rund zwei Stunden. Von dort sind es 250 Kilometer bis zur Insel. Alternativ per Nachtfähre von Nordfrankr­eich direkt nach Irland. www.ireland.com

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Foto: Brian Morrison, Northern Ireland Tourist Board Rue Point ist mit elf Metern der kleinste der drei Leuchttürm­e auf Rath lin.
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Foto: Marcus Barnstorf Begrüßten das Jubiläumsj­ahr 2017 (von links): Tomio Sakamoto (stv. Ge neralkonsu­l), Bernd Konert (DJG Geschäftsf­ührer), Dr. Wolfgang Epp (DJG Geschäftsf­ührer 1997 bis 2002), Hannelore Leimer (DJG Präsiden tin), Dr. Kurt Gribl (Augsburger...

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