Zum Rendezvous auf den Jahrmarkt
Wilhelma und Herbert Vogl aus Unterroth feiern goldene Hochzeit. Wie sie ihren Ruhestand genießen
Sie haben sich früh kennengelernt, die Eheleute Wilhelma, 69, und Herbert Vogl, 72 Jahre alt, aus Unterroth. Umso mehr können sie ihr 50-jähriges Jubiläum jetzt genießen, mit Verreisen und Aktivitäten rund ums Haus. Zum Fest ihrer goldenen Hochzeit halten sie es wie vor 50 Jahren: Ein Besuch in Maria Steinbach (Unterallgäu), wo sie getraut wurden, und die Familienfeier im Gasthaus Linde in Unterroth.
An ihrem gemeinsamen Arbeitsort, der Spinnerei Adolf in Illertissen, sind sich die Textilarbeiterin und der spätere Textilmeister zum ersten Mal begegnet. Daran erinnert sich Herbert Vogl noch gut, als die Arbeitskollegen riefen: „Jetzt kommen die hübschen Zwillinge.“Eine der Sechzehnjährigen hatte Herbert Vogl wohl fest ins Auge gefasst, denn bald darauf verabredeten sie sich zu ihrem ersten Rendez-vous: ein Besuch des Illertisser Jahrmarkts. Im Alter von 20 und 22 Jahren haben sie geheiratet. Eine Tochter und ein Sohn kamen zur Welt.
Für ihre gemeinsame Zukunft war Herbert Vogl seiner Frau zuliebe in deren Elternhaus in Unterroth gezogen und hatte umgebaut, da die Zwillingsschwestern nicht zu weit auseinander wohnen wollten. Herbert Vogl wuchs in Jedesheim auf, ist aber in Kohling bei Neudeck im Erzgebirge im heutigen Tschechien geboren. Als seine Familie 1946 ausgesiedelt wurde, war er 2 Jahre alt.
Auf ihre gemeinsamen Jahre rückblickend sagen sie: „Unterschiedliche Meinungen gibt es immer, aber man muss es auch mal gut sein lassen können.“Seit ihrer Rente teilen sie sich den Tag nach ihren Vorlieben ein: den Hund der Tochter betreuen, Haus und Garten versorgen, nicht zu vergessen die tägliche Runde Canasta. Das Spiel mit Rommé-Karten wurde früher im größeren Kreis gepflegt. „Jetzt spielen wir eben zu zweit“, sagen sie. Auch der Radius ihrer Reiseziele hat sich verkleinert. „Wir sind immer in den Urlaub gefahren, das entfernteste Ziel war Teneriffa.“Jetzt wird Deutschland erkundet, wobei sie erstaunt feststellten: „Das eigene Land kennt man am wenigsten, das holen wir jetzt nach.“