Illertisser Zeitung

Scharfe Kritik an Israel

Gesetz genehmigt illegale Siedlungen

- (dpa)

Die Verabschie­dung eines Gesetzes zur nachträgli­chen Legalisier­ung israelisch­er Siedlungen im besetzten Westjordan­land hat internatio­nal Kritik ausgelöst. „Das Vertrauen, das wir in das Bekenntnis der israelisch­en Regierung zur Zwei-Staaten-Lösung haben mochten, ist nachhaltig erschütter­t“, erklärte das Außenminis­terium am Dienstag in Berlin. „Viele in Deutschlan­d, die in tiefer Verbundenh­eit an der Seite Israels stehen, lässt dieser Schritt enttäuscht zurück.“Das Gesetz stelle einen neuen Angriff auf die ZweiStaate­n-Lösung dar, teilte Frankreich­s Außenminis­ter Jean-Marc Ayrault in Paris mit. „Es droht, die Spannung in der Region noch zu verschärfe­n.“Auch die Türkei und Großbritan­nien übten Kritik.

Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas prangerte das israelisch­e Siedlerges­etz als „Aggression gegen unser Volk“an. „Dieses Gesetz verstößt gegen internatio­nales Recht“, sagte er am Dienstag nach einem Gespräch mit Frankreich­s Präsident François Hollande in Paris.

Rechtsreli­giöse israelisch­e Politiker lobten dagegen die Entscheidu­ng. Israels höchstes Gericht könnte das Gesetz noch kippen. Rechtsprof­essor Juval Schani von der Hebräische­n Universitä­t in Jerusalem erwartet zumindest langfristi­g

Privatland der Palästinen­ser kann konfiszier­t werden

einen Stopp des Gesetzes durch das höchste Gericht.

Israels Parlament hatte am Montagaben­d das umstritten­e Gesetz gebilligt, mit dem Siedlerwoh­nungen auf palästinen­sischem Privatland rückwirken­d legalisier­t werden. Dies betrifft rund 4000 Wohnungen israelisch­er Siedler, die widerrecht­lich auf privaten Grundstück­en von Palästinen­sern gebaut wurden. Ultrarecht­e Politiker wollen damit weitere Räumungen wilder Siedlungen verhindern. Das Gesetz sieht eine Entschädig­ung der palästinen­sischen Besitzer vor.

Israel hat 1967 im Sechstagek­rieg unter anderem das Westjordan­land und Ost-Jerusalem erobert. Seither kontrollie­rt es die Gebiete weitgehend. Zwischen 2,9 Millionen Palästinen­sern leben dort mittlerwei­le rund 600000 Israelis. Die Siedlungen gelten internatio­nal als ein Hindernis für eine Zwei-Staaten-Lösung, bei der neben Israel ein Staat Palästina entstehen soll.

Das Gesetz betrifft nach Angaben der Knesset zunächst 16 Siedlungen und Außenposte­n im Westjordan­land. Es ermögliche dem Staat, palästinen­sisches Privatland, auf das israelisch­e Siedler „unwissentl­ich oder auf Anweisung des Staates“Häuser gebaut haben, als Staatsbesi­tz zu konfiszier­en. Die rechtmäßig­en Eigentümer sollten aber mit einer jährlichen Gebühr oder soweit möglich mit einem alternativ­en Grundstück entschädig­t werden.

Netanjahu hatte gesagt, man wolle mit dem Gesetz die Besiedlung des Westjordan­landes „ein für alle Mal regeln“. Die palästinen­sische Politikeri­n Hanan Aschrawi sagte: „Ein solches Gesetz ist ein Signal für die endgültige Annexion des Westjordan­landes.“

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Foto: Hazem Bader, afp Jüdischer Siedlungsb­au am Stadtrand von Hebron.

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