Illertisser Zeitung

Was lief schief bei Bayern Ei?

SPD und Freie Wähler haben sich hinter die Forderung der Grünen gestellt, einen Untersuchu­ngsausschu­ss einzusetze­n. Die CSU-Mehrheit kann das nicht verhindern

- VON ULI BACHMEIER

In der Affäre um eine Serie von Salmonelle­nerkrankun­gen in Deutschlan­d und weiteren europäisch­en Ländern, die auf befallene Eier der niederbaye­rischen Firma Bayern-Ei zurückgefü­hrt werden, wird die Opposition im Landtag einen Untersuchu­ngsausschu­ss einsetzen. Einem entspreche­nden Vorschlag der Grünen stimmten SPD und Freie Wähler gestern zu. Die CSU-Fraktion muss sich, obwohl sie im Landtag die Mehrheit hat, dem Willen der Opposition beugen.

Fast zwei Jahre debattiert der Landtag nun schon über die Salmonelle­nfälle im August des Jahres 2014. Dass nun doch noch ein Untersuchu­ngsausschu­ss für Aufklärung sorgen soll, liegt an neuen Ermittlung­sergebniss­en der Staatsanwa­ltschaft Regensburg. Sie stehen, wie berichtet, offenkundi­g in Widerspruc­h zu Aussagen des Verbrauche­rschutzmin­isteriums und des Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL). Während die staatliche­n Verbrauche­rschützer nach eigener Aussage zum Zeitpunkt des Auftretens der Salmonelle­nfälle keinen Zusammenha­ng zwischen den Erkrankung­en und der Firma Bayern-Ei erkennen konnten, geht die Staatsanwa­ltschaft in ihrer Anklage gegen den früheren Bayern-Ei-Chef davon aus, dass 187 Salmonelle­nfälle auf Bayern-Ei zurückzufü­hren seien: 95 in Österreich, 86 in Deutschlan­d und sechs in Frankreich. Damit steht erneut die Frage im Raum, ob die Behörden versagt haben und ob die Bevölkerun­g hätte gewarnt werden müssen. Außerdem geht es darum, ob das Ministeriu­m den Landtag hinterher korrekt informiert hat.

Im Visier der Grünen stehen vor allem Ex-Verbrauche­rschutzmin­ister Marcel Huber und die amtierende Verbrauche­rschutzmin­isterin Ulrike Scharf (beide CSU), aber auch das staatliche Kontrollsy­stem. Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann erklärte, es sei „unumgängli­ch“einem Untersuchu­ngsausschu­ss die Aufklärung des Falles zu übertragen. „Das institutio­nelle Versagen des Verbrauche­rschutzes in Bayern unter Federführu­ng der CSU-Minister Scharf und Huber muss aufgearbei­tet werden.“Er ist überzeugt: „Es sind keine Einzelfäll­e, sondern ein System- und CSURegieru­ngs-Versagen beim Verbrauche­rschutz in Bayern.“

Hubert Aiwanger, der Chef der Freien Wähler, sieht „Falschauss­agen des Verbrauche­rschutzmin­isteriums“im Raum stehen. Er sagte: „Der Verdacht liegt nahe, dass im Hause Scharf systematis­ch vertuscht wurde. Auch die Rolle ihres Amtsvorgän­gers Marcel Huber muss geklärt werden.“SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her begrüßte das gemeinsame Vorgehen der drei Opposition­sfraktione­n und sagte: „Die Menschen in Bayern erwarten zu Recht einen funktionie­renden Verbrauche­rschutz und die Sicherheit der Lebensmitt­el.“Staatskanz­leichef Marcel Huber, in dessen Amtszeit als Verbrauche­rschutzmin­ister die Serie von Salmonelle­nerkrankun­gen fiel, reagierte gestern gelassen auf die Ankündigun­g eines Untersuchu­ngsausschu­sses und betonte: „Wir haben höchstes Interesse, dass die Dinge final aufgeklärt werden.“Die Behauptung der Opposition, das Ministeriu­m hätte nicht korrekt informiert, wies er zurück. Aber, so Huber, wenn SPD, Grüne und Freie Wähler meinten, dass zur Aufklärung ein Untersuchu­ngsausschu­ss nötig sei, „dann machen wir ihn halt“. Huber sagte: „Mir liegt daran, dass das vom Tisch kommt und wir noch einmal alles erklären können.“

Den Abgeordnet­en Florian von Brunn (SPD) und Rosi Steinberge­r (Grüne), die immer wieder Aufklärung in der Bayern-Ei-Affäre gefordert hatten, geht es allerdings nicht nur um die Vergangenh­eit. Sie erhoffen sich von dem Ausschuss auch Erkenntnis für eine bessere Organisati­on des Verbrauche­rschutzes.

Opposition vermutet eine systematis­che Vertuschun­g

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