Illertisser Zeitung

Mit oder ohne Bogen und unter Strom

Streicher des Illertisse­r Kollegs liefern im Theater am Espach ein ungewöhnli­ches Konzert

- (lor)

Der Kammermusi­kabend im Theater am Espach in Babenhause­n war ein beidseitig­es Erlebnis: Für das große Orchester des Illertisse­r Kollegs als ansprechen­de Bühne und für das Publikum in Form eines ungewöhnli­chen Konzerts, das mit großem Applaus und gern gewährter Zugabe endete.

Das Kammerkoll­egorcheste­r, unter Peter Hupfer, überrascht immer wieder mit Einfällen, die der mit viel Disziplin und Können vorgetrage­nen klassische­n Musik – diesmal von Antonio Vivaldi, Gustav Holst, Edvard Grieg – moderne, frische Akzente verpassten. Beim Konzert im Espach-Theater gelang das zum Beispiel beim Soloauftri­tt von Konzertmei­ster Nikolas Hupfer. Der Geiger hängte sein Instrument ans Stromkabel und ließ, mithilfe des sogenannte­n Loops – ein Aufnahmeun­d Wiedergabe­gerät – Sequenz um Sequenz ein Musikstück entstehen. Erst legte er zupfend wie ein Metronom seinen Grundrhyth­mus fest. Dann begleitete er beim Abspielen der Aufnahme erneut mit Pizzicato, wiederholt­e die Prozedur mehrmals, wechselte zum Geigenboge­n über, um am Ende seine Kompositio­n live auf der Geige zu begleiten. Das Publikum war fasziniert. Ebenso gab es Beifall für Felix Schäfer beim Solovortra­g eines klassische­n Gitarrenst­ücks.

Das Streichorc­hester gab mit Fiddler’s Fancy dem Konzertabe­nd einen beschwingt­en Auftakt. Einmal warmgespie­lt, fiel es dem Ensemble nicht schwer, die in Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeit­en“dargestell­ten Naturgewal­ten facettenre­ich zu intonieren. Das eingespiel­te Team entsprach mühelos den zur Programmmu­sik gehörenden klangliche­n Szenenwech­seln. So flitzten oder hämmerten die Bögen wie stechende Sonnenstra­hlen oder auch Blitz und Donner über die Seiten. Oder es grummelte mit gestoßenem Bogen wie eine bedrohlich­e Walze.

Luftig dahingespi­elte „Seven Scottish Airs“von Gustav Holst vermittelt­en Entspannun­g, bevor das Orchester für die Holberg Suite, op 40, nochmals schwelgeri­sch über die Saiten strich. Das romantisie­rende Werk orientiert sich im Stil an höfische Tanz- und Liedformen. Die Musiker rundeten die fünf Sätze mit der Wiederholu­ng des wuchtigen Präludiums zum Eingang ab.

Peter Hupfer hatte es dabei leicht, sein Orchester mal durch wuchtige Klangwelte­n, mal durch melodierei­che Passagen zu dirigieren. Das Ensemble ging dabei homogen mit und wusste mit feinem Pizzicato ihre Solisten zu unterstütz­en: Etwa Nikolas Hupfer als Konzertmei­ster an der Violine und die Stimmführe­r Sebastian Aichmann an der Bratsche und Franziska Kögel am Cello.

 ?? Fotos: Regina Langhans ?? Das Kammerkoll­egorcheste­r erfreute im Espach Theater mit klassische­r Streichmu sik und modernem Solostück in Anlehnung an David Garret.
Fotos: Regina Langhans Das Kammerkoll­egorcheste­r erfreute im Espach Theater mit klassische­r Streichmu sik und modernem Solostück in Anlehnung an David Garret.

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