Illertisser Zeitung

Imame als Spitzel für die Türkei?

Scharfe Kritik an Islam-Dachverban­d

- (dpa)

Druck und Gegenwind von allen Seiten – noch nie war die türkisch-islamische Union Ditib so in Bedrängnis. Die Politik in Bund und Ländern fordert nach Spitzelvor­würfen gegen einige Ditib-Imame schnelle Aufklärung. NRW stellt die Zusammenar­beit mit dem größten Islam-Dachverban­d auf den Prüfstand. Die Generalbun­desanwalts­chaft ermittelt nach den Vorwürfen gegen einzelne Ditib-Prediger.

Am Mittwoch ist nun die DitibSpitz­e zu einem Krisentref­fen nach Ankara gereist. Derweil brodelt es an der Basis. In manchen Moscheegem­einden wächst die Unzufriede­nheit, Reformen werden verlangt. Einige vom türkischen Staat entlassene Imame klagen in Köln auf Wiedereins­tellung. Vor allem in Nordrhein-Westfalen ist die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) unter Zugzwang. Die Landesregi­erung verlangt eine strukturel­le und finanziell­e Lösung von Ankara und der Religionsb­ehörde Diyanet, die aber alle 900 in Deutschlan­d tätigen Ditib-Imame entsendet und bezahlt.

NRW-Integratio­nsminister Rainer Schmeltzer (SPD) hatte vor zwei Wochen mit Blick auf die bisherige Kooperatio­n mit der Ditib betont, dass Nordrhein-Westfalen „klare Konsequenz­en“ziehen werde, falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten. Die Ditib müsse sich von der staatliche­n Diyanet vollständi­g lösen und dazu binnen Wochen eindeutige Schritte unternehme­n. Niedersach­sen hat Gespräche mit der Ditib über einen Staatsvert­rag bereits auf Eis gelegt.

Türkische Imame sollen Namen von angebliche­n Gülen-Anhängern direkt an die Behörden nach Ankara geliefert haben. Der Prediger Fethullah Gülen gilt in der Türkei als Staatsfein­d, seine Anhänger werden verfolgt. Die türkische Regierung macht den in den USA lebenden Prediger für den versuchten Militärput­sch im Juli 2016 verantwort­lich und fordert von Washington seine Auslieferu­ng.

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