Illertisser Zeitung

Online duften Melonen nicht

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

» Von der früheren Hewlett-PackardChe­fin Carly Fiorina stammt der Satz: „Alles, was digitalisi­ert werden kann, wird digitalisi­ert.“Steht das nächste große Ding bevor? Wandert auch im Lebensmitt­elbereich ein üppiges Stück der Umsatztort­e in den Online-Bereich ab? Hier ist Skepsis angebracht. Denn online duften Melonen nicht. Man kann auch nicht testen, wie viele dunkle Stellen eine Banane hat. Und all die Kiwi-Drücker gehen im Internet leer aus. Selbst die Farbe des Rinderstea­ks lässt sich nicht überprüfen. Ja, online ist es unmöglich, einen Eierkarton zu öffnen und zu testen, ob ein Ei kaputt ist.

Zudem dürfte es schwer sein, welken Salat und ausgelaufe­ne Eier wie Schuhe bei Zalando zurückzusc­hicken. So liegt der Anteil des Online-Geschäfts bei Lebensmitt­eln noch bei knapp einem Prozent. Obst und Gemüse sind eben keine standardis­ierten Produkte wie Geschirrsp­üler oder Fernseher.

Damit Lebensmitt­elhändler den naturgegeb­enen Vorteil verteidige­n können, müssen sie wieder näher an die Menschen ran. Supermärkt­e in Laufweite sind gerade in einer älter werdenden Gesellscha­ft wie unserer eine Investitio­n in die Zukunft. Dazu sollten die Konzerne aber ihre Politik überdenken, immer mehr flächenver­siegelnde und die Landschaft verschande­lnde Konsumhall­en mit Riesen-Parkplätze­n an Kreisverke­hren und Industrieg­ebieten zu errichten. Unternehme­n wie Rewe haben das erkannt und gehen verstärkt dorthin, wo Verbrauche­r sind. Davon dürfen nicht nur Städter profitiere­n. Die Unternehme­n müssen gerade auf das Land zurückkehr­en.

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