Notfalls ohne Trump
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Lange war Südamerika kaum mehr als der arme Hinterhof der USA. Als „Bananenrepubliken“galten die Länder zwischen Panama und Feuerland, wirtschaftlich unterentwickelt und von Diktatoren regiert. Auch heute kommt in Südamerika auf jede Erfolgsgeschichte ein Scheitern. In Kolumbien gibt es nach Jahrzehnten des Guerillakrieges endlich Frieden, im ölreichen Venezuela zerbröselt der Staat. Doch insgesamt zeigt die Entwicklungskurve nach oben. Brasilien etwa hat, trotz aller Krisen, die das Land immer wieder schütteln, einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufstieg hingelegt. Und Brasilien ist neben seinem Fußball-Erzrivalen Argentinien dominierende Kraft im Mercosur, einem Binnenmarkt mit mehr als 260 Millionen Menschen. Das sind halb so viele wie in der Europäischen Union. Und annähernd so viele wie in den USA leben. Doch was die Wirtschaftskraft betrifft, liegt der Mercosur noch weit hinter dem Land, um das sein neuer Präsident Donald Trump jetzt – nicht nur – handelspolitische Mauern ziehen will. Macht Trump Ernst, kann auch ein neues Bündnis mit den Lateinamerikanern die Verluste für die europäische und insbesondere die deutsche Wirtschaft nicht kompensieren. Trotzdem tun Berlin und Brüssel gut daran, sich stärker als bisher weltweit um neue Handelspartnerschaften zu bemühen. Schon um Trump zu zeigen, dass es auch ohne ihn geht – notfalls.