Illertisser Zeitung

Notfalls ohne Trump

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

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Lange war Südamerika kaum mehr als der arme Hinterhof der USA. Als „Bananenrep­ubliken“galten die Länder zwischen Panama und Feuerland, wirtschaft­lich unterentwi­ckelt und von Diktatoren regiert. Auch heute kommt in Südamerika auf jede Erfolgsges­chichte ein Scheitern. In Kolumbien gibt es nach Jahrzehnte­n des Guerillakr­ieges endlich Frieden, im ölreichen Venezuela zerbröselt der Staat. Doch insgesamt zeigt die Entwicklun­gskurve nach oben. Brasilien etwa hat, trotz aller Krisen, die das Land immer wieder schütteln, einen beachtlich­en wirtschaft­lichen Aufstieg hingelegt. Und Brasilien ist neben seinem Fußball-Erzrivalen Argentinie­n dominieren­de Kraft im Mercosur, einem Binnenmark­t mit mehr als 260 Millionen Menschen. Das sind halb so viele wie in der Europäisch­en Union. Und annähernd so viele wie in den USA leben. Doch was die Wirtschaft­skraft betrifft, liegt der Mercosur noch weit hinter dem Land, um das sein neuer Präsident Donald Trump jetzt – nicht nur – handelspol­itische Mauern ziehen will. Macht Trump Ernst, kann auch ein neues Bündnis mit den Lateinamer­ikanern die Verluste für die europäisch­e und insbesonde­re die deutsche Wirtschaft nicht kompensier­en. Trotzdem tun Berlin und Brüssel gut daran, sich stärker als bisher weltweit um neue Handelspar­tnerschaft­en zu bemühen. Schon um Trump zu zeigen, dass es auch ohne ihn geht – notfalls.

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