Illertisser Zeitung

Auf Kriegsfuß mit der BayernLB

Die Bank finanziert eine umstritten­e Ölpipeline in den USA mit. Sie läuft durch ein Indianerge­biet. Umweltschü­tzer laufen Sturm

- VON ANDREAS SCHOPF

Firmenrich­tlinien sollen ein Unternehme­n nach außen gut darstellen. Meist geht es darum, dass Mitarbeite­r fair behandelt und die Natur geschützt werden. Auch die Bayerische Landesbank hat Regeln für sich selbst aufgestell­t und öffentlich­keitswirks­am auf ihrer Internetse­ite platziert. „Wir übernehmen Verantwort­ung für eine nachhaltig­e Entwicklun­g“steht dort neben grünen Blättern, die offenbar eine Verbundenh­eit zur Umwelt ausdrücken sollen. Und damit nicht genug. Die Bank schließt Finanzieru­ngsgeschäf­te etwa für den Einsatz von Fracking aus.

Eigentlich eine gute Sache, werden Naturschüt­zer sagen. Doch offenbar nimmt es das Kreditinst­itut mit den eigenen Vorgaben nicht ganz so genau. Das ist zumindest die Kritik angesichts der Beteiligun­g der BayernLB am Bau der Dakota Access Pipeline.

Die geplante, knapp 1900 Kilometer lange Ölpipeline zwischen den US-Bundesstaa­ten Illinois und North Dakota soll täglich etwa 80 Millionen Liter Öl transporti­eren, das durch die umstritten­e Fördermeth­ode Fracking gewonnen wird. Nicht nur deshalb mobilisier­t das Projekt Umweltschü­tzer. Die Pipeline führt durch ein altes Indianerge­biet. Der Stamm der „Standing Rock Sioux“befürchtet, dass die „Schwarze Schlange“, wie die Ureinwohne­r die Röhre nennen, ihr Trinkwasse­r verschmutz­t. Der ehemalige US-Präsident Barack Obama kippte zum Ende seiner Amtszeit das Projekt. Nachfolger Donald Trump verfügte die Wiederaufn­ahme des Baues. Dessen Finanzieru­ng ermöglicht eine internatio­nale Bankengrup­pe, zu der die BayernLB gehört. 120 Millionen Dollar investiere das Institut. Es heißt, mit dem Geld unterstütz­e die Bank ein beteiligte­s bayerische­s Unternehme­n.

Dagegen regt sich massiver Widerstand. Vergangene Woche protestier­ten Aktivisten vor der Zentrale in München und übergaben mehrere hunderttau­send Unterschri­ften gegen die Pipeline. Auch der Bayerische Landtag forscht nach. Einem Antrag der SPD, den Kredit der staatliche­n BayernLB nochmals prüfen zu lassen, stimmte der Haushaltsa­usschuss gestern einstimmig zu. „Es stellt sich die Frage, welche ethischen, sozialen und umweltbezo­genen Kriterien bei der Kreditverg­abe berücksich­tigt wurden“, heißt es darin. Bankvorsit­zender Johannes-Jörg Riegler wird dem Gremium in den kommenden zwei Wochen Rede und Antwort stehen.

Das Institut selbst, das der Freistaat erst vor wenigen Jahren mit zehn Milliarden Euro retten musste, hält sich bedeckt. Eines der Statements lautet: „Die BayernLB steht im konstrukti­ven Dialog mit nationalen und internatio­nalen Umweltund Menschenre­chtsorgani­sationen.“Hinter vorgehalte­ner Hand heißt es, die Bank habe mittlerwei­le selbst Vorbehalte gegen das Projekt. Sie wolle aus dem Vertrag aussteigen – möglichst ohne Verluste.

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Foto: afp Indianer demonstrie­ren gegen die von der BayernLB mitfinanzi­erten Pipeline. Sie führt durch ihr Gebiet.

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