Ältester Weltmeister aller Zeiten
Mit 35 Jahren und 187 Tagen holt der Kanadier Erik Guay Gold im Super-G. Der beste Deutsche wird Siebter und hadert
Als sich ÜberraschungsWeltmeister Erik Guay breit grinsend von den Zuschauern feiern ließ und seinen Kumpel Manuel Osborne-Paradis für Bronze herzte, haderte Andreas Sander trotz einer guten Fahrt mit den Hundertstelsekunden. „Mir sind leider ein paar kleine Fehler passiert“, sagte der in Burgberg im Allgäu lebende Skirennfahrer nach Rang sieben im Super-G von St. Moritz. Das beste deutsche WM-Ergebnis in einem Speedrennen seit zwölf Jahren stimmte ihn erst mit etwas Bedenkzeit glücklich: Der Rang ist „genial“. Er war damit sogar besser als jeder Schweizer bei deren Heim-WM.
Weil Josef Ferstl als schwacher 26. (+2,84 Sekunden) und Thomas Dreßen bei seiner WM-Premiere mit einem Ausfall enttäuschten, sorgte Sander für den deutschen Lichtblick. „Das war keine schlechte Leistung“, resümierte der Super-G-Junioren-Weltmeister von 2008. Für ihn sei es beim Saisonhöhepunkt in der Schweiz um „Alles oder nichts“gegangen. „Der Plan war da, ich habe ihn zu 98 oder 97 Prozent umgesetzt. Und da liegen halt die zwei, drei Zehntel.“Sander hatte sich mit einem fünften Platz beim Super-G von Gröden im Dezember schon in der Weltspitze vorgestellt, und auch bei der WM kämpfte er um das Podium. „Es war gut, aber es wäre noch besser gegangen“, sagte der ambitionierte Profi des Deutschen Skiverbands, der das beste deutsche WM-Ergebnis in Abfahrt oder Super-G seit 2005 einfuhr. Vor zwölf Jahren wurde Florian Eckert Sechster im Super-G von Bormio.
Nicht zu schlagen war Altmeister Guay, der jetzt mit 35 Jahren und 187 Tagen der älteste Weltmeister der WM-Geschichte ist und Titelverteidiger Hannes Reichelt damit in doppelter Hinsicht ablöste. „Es ist absolut unglaublich“, sagte der nun zweimalige Weltmeister aus Kanada, nachdem ihm auf der Corviglia-Piste ein bemerkenswertes Comeback nach seinem spektakulären Sturz knapp zwei Wochen zuvor in GarmischPartenkirchen gelungen war. Auf der Kandahar war er bei einem Sprung wild durch die Luft geschleudert worden und auf die Piste gekracht – nur der Airbag bewahrte Guay vor Verletzungen.
Dass er nun Gold vor dem Favoriten Kjetil Jansrud aus Norwegen (+0,45) und Landsmann OsborneParadis (+0,51) holte, konnte er kaum fassen. „Es ist etwas Besonderes, mit Kjetil und Manny auf dem Podium zu sein, das sind meine Freunde“, jubelte der 35-Jährige, der 2011 in Garmisch AbfahrtsWeltmeister geworden war.
Jansrud zollte Guay Respekt. „Erik hat uns heute gezeigt, wie man es machen sollte. Ich bin sehr glücklich über Silber“, sagte er. Auf dem Siegerpodest grinsten dann alle drei Medaillengewinner in die Kameras, und Osborne-Paradis bekam von den Zuschauern zu seinem 33. Geburtstag auch noch ein Ständchen. Zum Lachen war Ferstl in dem Augenblick nicht zumute. „Verbockt. Fertig. Punkt“, kommentierte er seine Fahrt.