Der bequeme Mensch
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Ach, was waren das wohl für Zeiten, damals, als der Neandertaler zur Jagd den Speer benutzte und Hunderte von Kilometern am Tag mit seinen blanken Füßen zurücklegte. In der wilden Natur kämpfte er ums nackte Überleben. Und heute? Der Überlebenskampf in der Natur wird höchstens auf Netflix beobachtet – aus sicherer Distanz vor dem Flachbildfernseher natürlich und die Fernbedienung ist stets zur Abwehr bereitgestellt. Anstatt sich mit wilden Tieren herumzuschlagen, liegt die Spezies Mensch am Wochenende geschafft von der täglichen Arbeit auf dem Sofa, eine Erfindung, die das Ausruhen zur Königsdisziplin gemacht hat. Sogar ein eigenes Wort hat diese Art von Bequemlichkeit bekommen: „Chillen“oder umgangssprachlich „chilln“. Wer diese Königsdisziplin ernst nimmt, sollte sich an einige Regeln halten.
Oberstes Gebot des „Chillens“: Der Mensch verlässt das Haus nur im Notfall. So bestellt der bequeme Mensch sein veganes Essen beim Inder, statt ein eigens erlegtes Wild zu grillen. Er kauft während des Ausruhens auf der Couch die neuesten Winterstiefel im Internet und sogar das Duschgel lässt er sich vom Onlineshop, mit einem Klick, einfach in die eigenen vier Wände liefern. Und Freunde trifft der sogenannte „Chiller“in sozialen Netzwerken – per Videochat auf dem Tablet natürlich. Doch zumindest das Brot holt er sich dann beim Bäcker um die Ecke – die 100 Meter