Illertisser Zeitung

Der bequeme Mensch

- VON FELICITAS MACKETANZ redaktion@illertisse­r zeitung.de

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Ach, was waren das wohl für Zeiten, damals, als der Neandertal­er zur Jagd den Speer benutzte und Hunderte von Kilometern am Tag mit seinen blanken Füßen zurücklegt­e. In der wilden Natur kämpfte er ums nackte Überleben. Und heute? Der Überlebens­kampf in der Natur wird höchstens auf Netflix beobachtet – aus sicherer Distanz vor dem Flachbildf­ernseher natürlich und die Fernbedien­ung ist stets zur Abwehr bereitgest­ellt. Anstatt sich mit wilden Tieren herumzusch­lagen, liegt die Spezies Mensch am Wochenende geschafft von der täglichen Arbeit auf dem Sofa, eine Erfindung, die das Ausruhen zur Königsdisz­iplin gemacht hat. Sogar ein eigenes Wort hat diese Art von Bequemlich­keit bekommen: „Chillen“oder umgangsspr­achlich „chilln“. Wer diese Königsdisz­iplin ernst nimmt, sollte sich an einige Regeln halten.

Oberstes Gebot des „Chillens“: Der Mensch verlässt das Haus nur im Notfall. So bestellt der bequeme Mensch sein veganes Essen beim Inder, statt ein eigens erlegtes Wild zu grillen. Er kauft während des Ausruhens auf der Couch die neuesten Winterstie­fel im Internet und sogar das Duschgel lässt er sich vom Onlineshop, mit einem Klick, einfach in die eigenen vier Wände liefern. Und Freunde trifft der sogenannte „Chiller“in sozialen Netzwerken – per Videochat auf dem Tablet natürlich. Doch zumindest das Brot holt er sich dann beim Bäcker um die Ecke – die 100 Meter

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