Illertisser Zeitung

Neuer Markt: Wie viel Konkurrenz verträgt die Innenstadt?

In der Henle-Straße in Illertisse­n sollen Lebensmitt­el verkauft werden. Mehrere Räte sehen darin eine Gefahr

- VON JENS CARSTEN

Fladenbrot, Oliven und joghurthal­tige Erfrischun­gsgetränke: Das alles und noch viel mehr könnte demnächst in der Josef-Henle-Straße im Norden Illertisse­ns (unweit der Baywa) zu haben sein. In eine dort befindlich­e Schreinere­i will ein Investor einen türkischen Lebensmitt­elmarkt einrichten. Um das Vorhaben ging es in einer Sitzung des Bauausschu­sses. Dabei waren Vorbehalte zu hören: Nicht etwa wegen des Supermarkt­s an sich, der durch die Bank als „tolle Idee“wahrgenomm­en wurde – sondern, weil man die Gefahr sah, das einmal geschaffen­e Angebot könne weitere Händler anlocken. In der Umgebung gebe es Flächen, hieß es.

Der Hintergrun­d: Der Bebauungsp­lan für das Areal lässt Handelssta­ndorte mit sogenannte­n innenstadt­relevanten Sortimente­n nicht zu. Also müssten die Stadträte die Nutzungsän­derung (von Schreinere­i zu Supermarkt) genehmigen – und damit eine Ausnahme zulassen. Die Befürchtun­g: Das könnte weitere derartige Anträge nach sich ziehen, die man dann ebenfalls genehmigen müsse. Was das Wirtschaft­sleben in der Innenstadt schließlic­h wohl gefährden würde.

Ein „tolles Vorhaben und ein tolles Angebot“sei der angedachte Lebensmitt­elmarkt, sagte Rat Dietmar Haas (CSU). Dass dieses mit viel Herzblut betrieben werde, könne man sehen. Trotzdem habe er „Bauchweh“: „Was passiert, wenn man dem Einzelhand­el an dieser Stelle die Tür öffnet?“Die Innenstadt müsse vor so einer Entwicklun­g bewahrt werden, so Haas. Dort gebe es schließlic­h genug leer stehende Gebäude. Auch Helga Sonntag (ÖDP/AB/Grüne) fand: „Das ist ein super Konzept, aber an der falschen Stelle.“Werde der Markt zugelassen, hätten die Räte später nicht mehr die Möglichkei­t, regulieren­d in die Handelsent­wicklung in dem Gebiet einzugreif­en.

Bürgermeis­ter Jürgen Eisen (CSU) verwies auf das städtische Entwicklun­gskonzept: In dem sei zu lesen, die Einkaufsla­gen in der Stadt sollten vor sogenannte­n „Nebeneinka­ufslagen“geschützt werden. Zwar schade der in der Josef-HenleStraß­e geplante Markt mit seinem Sortiment wohl nicht. Doch man schaffe einen Präzedenzf­all. Eisen: „Was tun wir, wenn der Nächste kommt?“

Auch Unternehme­r Wolfgang Karger, der für seinen Bruder als Antragstel­ler auftrat, nahm in der Sitzung Stellung. Er sagte, die nahe Baywa führe Sortimente, die in der Innenstadt erhältlich seien, darunter Gartenbeda­rf und Wein. Das sei damals auch genehmigt worden. „Das ist wesentlich relevanter für die Innenstadt als unser kleiner Markt“, sagte Karger. Das Vorhaben sei eine „Chance“für Illertisse­n. Er hoffe, dass sich eine Lösung finden lasse.

Für die Baywa habe man damals ein Sondergebi­et ausgewiese­n, entgegnete Manfred Norrenbroc­k, im Rathaus für den Hochbau zuständig. Dieses Vorgehen sei kontrovers diskutiert worden, „das war eine ganz, ganz schwierige Sache“.

Der Antrag zur Nutzungsän­derung in der Henle-Straße bekam im Ausschuss keine einzige Stimme. Unisono verfügten die Räte, per Gutachten klären zu lassen, bis zu welcher Größe Märkte in Außenberei­chen möglich seien – ohne den innerstädt­ischen Handel in Illertisse­n zu beinträcht­igen.

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Die Befürchtun­g: Die naheliegen­den Flä chen könnten weitere Händler anziehen.
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Fotos: Regina Langhans In dieses Gebäude soll ein Lebensmitt­el markt einziehen.

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