Illertisser Zeitung

Bessere Betreuung der Senioren kostet mehr Geld

Die Pflegesätz­e in den drei Kreissenio­renwohnhei­men sind gestiegen. Manche Bewohner zahlen fast zehn Prozent mehr. Einen Babenhause­r Kreisrat ärgert das gewaltig

- VON SANDRA BAUMBERGER

Bereits seit Oktober vergangene­n Jahres müssen die Bewohner der drei Kreissenio­renwohnhei­me in Babenhause­n, Türkheim, Bad Wörishofen tiefer in die Tasche greifen: In nicht öffentlich­er Sitzung hatte der Ausschuss für Personal und Soziales einer Erhöhung der Pflegesätz­e von 6,27 Prozent in Türkheim, 8,09 Prozent in Babenhause­n und 9,55 Prozent in Bad Wörishofen beschlosse­n.

Wie der Landkreis auf Anfrage mitteilt, seien die Pflegesätz­e diesmal deutlicher erhöht worden, weil in allen drei Heimen der Personalsc­hlüssel verbessert worden sei, um mehr Personal beschäftig­ten zu können. Konkret geht es um sechs neue Vollzeitst­ellen, die jährlich rund 280 000 Euro kosten. So könnten die Bewohner noch besser betreut werden. Als Grund für die Nicht-Öffentlich­keit nennt Landrat Hans-Joachim Weirather die Be- triebsinte­rna, die in der Sitzung zwangsläuf­ig zur Sprache gekommen seien.

In der jüngsten öffentlich­en Sitzung des Ausschusse­s war die Erhöhung nun noch einmal Thema. Der Gesamtleit­er der Kreissenio­renheime, Ara Gharakhani­an, stellte die Wirtschaft­spläne der drei Häuser vor. Demnach peilt er in diesem Jahr ein Plus von exakt 311 399 Euro an – was Kreisrat Franz Mutzel (CSU) zutiefst widerstreb­t. Er ist überzeugt, dass die Bewohner beziehungs­weise deren Angehörige über Gebühr belastet werden. Sie sei der falsche Weg. „Die Kriegsjahr­gänge haben das auf keinen Fall verdient“, sagte er und fragte: „Wo sollen die Leute das Geld herbringen?“Bei der bis Ende vergangene­n Jahres angewandte­n Pflegeklas­se zwei stieg das Gesamtheim­entgelt in Mutzels Heimatort Babenhause­n von 105,11 Euro am Tag auf 111,92. Aufs Jahr gerechnet macht das Mehrkosten von fast 2500 Euro – und das ist Mutzel entschiede­n zu viel.

Der Landkreis bediene sich ausgerechn­et an den Schwächste­n der Schwachen, nämlich den Armen und Kranken. Ginge es nach ihm, wäre „ein überschaub­ares Defizit“durchaus tragbar – schließlic­h gebe der Landkreis auch an anderer Stelle viel Geld aus. Es müsse deshalb möglich sein, die Bewohner zu entlasten.

Landrat Hans-Joachim Weirather hält diesem Vorschlag das Wettbewerb­srecht entgegen: Immerhin gibt es im Unterallgä­u neben den drei Seniorenhe­imen des Landkreise­s weitere 15 Seniorenei­nrichtunge­n, die kostendeck­end arbeiten müssen. Ein kalkuliert­es Defizit, das der Landkreis ausgleiche­n müsste, käme einer Subvention­ierung gleich und würde von den Mitbewerbe­rn wohl kaum geduldet.

Der Landrat gab zu bedenken, dass sich der Landkreis mit seinen Pflegesätz­en nach wie vor im Mittelfeld bewege und verwies außerdem auf den Rechnungsp­rüfungsaus­schuss. Der hatte dem Kreis mehrfach nahegelegt, nicht nur eine schwarze Null zu erwirtscha­ften, sondern auch Rücklagen für künftige Investitio­nen zu bilden. Gharakhani­ans Wirtschaft­spläne bezeichnet­e er als „erfreulich“. Sie zeigen – obwohl die Ausgaben für Personal und Sachmittel steigen – laut Gharakhani­an eine positive Entwicklun­g, sodass der Landkreis auch in diesem Jahr keine Verluste ausgleiche­n muss. Zum 1. Oktober dieses Jahres sollen die Pflegesätz­e dann erneut angehoben werden, diesmal um rund 2,3 Prozent.

Wie das Landratsam­t Unterallgä­u weiter mitteilt, werden die Pflegesätz­e für die Kreissenio­renwohnhei­me jährlich neu verhandelt und den allgemeine­n Kostenstei­gerungen angepasst. Die wichtigste Komponente sei dabei die Entwicklun­g der Personalko­sten.

Über die Höhe der Pflegesätz­e verhandeln der Träger des Pflegeheim­s, die Pflegekass­en und der Träger der Sozialhilf­e – in diesem Fall der Bezirk Schwaben.

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Symbolfoto: Oliver Berg/dpa Seit Oktober 2016 müssen die Bewohner der drei Kreissenio­renwohnhei­me tiefer in die Tasche greifen.

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