Illertisser Zeitung

Begegnung mit der Göttlichen

Der aus Jedesheim stammende Nick Körber inszeniert „Meisterkla­sse“, ein Stück über die späte Maria Callas. Warum ihn die große Sängerin beeindruck­t

- VON MARCUS GOLLING

Maria Callas ist Legende: Die große Diva, die 1977 viel zu früh starb, wird von vielen immer noch als die Sopranisti­n überhaupt verehrt. Ein Mensch wie von einem anderen Stern – mit entspreche­nd großen Problemen mit normalen Menschen zurechtzuk­ommen. So jedenfalls agiert die Callas in „Meisterkla­sse“, das jüngst im Akademieth­eater Ulm Premiere hatte: ein Stück darüber, wie groß Kunst sein kann – und wie grausam sie zu denen sein kann, die sie schaffen wollen. Inszeniert wird das BroadwayEr­folgsstück von dem aus Jedesheim stammenden Nick Körber, der mit der Produktion sein Studium von Schauspiel, Gesang und Regie an der Akademie für darstellen­de Kunst (AdK) abschließt. Gerade einmal 20 Jahre alt ist der gebürtige Rheinlän- der, also eigentlich viel zu jung, um von der „Göttlichen“geprägt zu sein. Auf „Meisterkla­sse“sei er durch Zufall gestoßen, erst die Arbeit an dem Stück habe in ihm die Begeisteru­ng für die Sängerin entzündet. „Maria Callas ist ein Mythos, eine Galionsfig­ur für die große Kunst“, schwärmt Körber. „Mich interessie­rt aber eher Maria, die Frau, als Callas, die Sängerin.“Denn zum Mythos sei diese erst durch ihr Leben geworden.

„Meisterkla­sse“spielt nach dem Ende der Bühnenkarr­iere von Callas. Sie bildet Gesangsstu­denten aus, und das vor einer großen Zuschauers­char. Natürlich spielt die Diva auch nun wieder eine Rolle – die der Kunst ergebenen Darsteller­in, die das Publikum zu ignorieren scheint und die ihren Schülern mit Zucht und Tadel Glück und Mühsal der Musik beizubring­en versucht. Diese Meisterkur­se vor Publikum haben 1972 tatsächlic­h stattgefun­den. Im Akademieth­eater sind sie etwas kompakter als im Original: Barbara Schmidt spielt Callas, Marianne Mai die Pianistin, Jenny Fuchs die Technikeri­n, Leonie Haßfeld und Miriam Morlok die Schülerinn­en.

Mit „Meisterkla­sse“endet für Körber das Studentenl­eben, aber einen Einschnitt dürfte das Stück nicht markieren: Dafür ist er schon zu gut im Geschäft. Im vergangene­n Jahr war er unter anderem in der Hauptrolle des Musicals „Der wilde Grimm“bei den Festspiele­n im hessischen Birstein zu sehen, im Akademieth­eater spielte er zuletzt in der Wiederaufn­ahme von „Tschick“. Von beiden Produktion­en stehen weitere Vorstellun­gen an.

Zudem veranstalt­et er am 18. März, seine nächste Gala im Vöhringer Kulturzent­rum: Bei „Die größten Musical-Hits der Welt“sind auch einige seiner „Der wilde Grimm“-Kollegen mit dabei. Und sonst? Will sich Körber weiter bewerben und vorspreche­n beziehungs­weise -singen. Er bleibt dabei ganz entspannt. Natürlich sei es sein Traum, irgendwann einmal auf großen (Musical)bühnen zu stehen. Wenn er sich entscheide­n müsste, würde er sich eher für die Arbeit vor als hinter den Kulissen entscheide­n. Was natürlich nicht heißt, dass er der Regiearbei­t nichts abgewinnen kann, im Gegenteil: „Wenn ich ein Stück lese, entwickle ich sofort Bilder im Kopf“, sagt Körber. „Ich mag es, Geschichte­n zu erschaffen.“

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Hier mal zart – aber manchmal auch hart und grausam: Maria Callas (Barbara Schmidt, rechts) mit einer ihrer Meistersch­ülerinnen (Leonie Haßfeld). Das Bild ent stand bei einer Probe zu „Meisterkla­sse“.
Foto: Andreas Brücken Hier mal zart – aber manchmal auch hart und grausam: Maria Callas (Barbara Schmidt, rechts) mit einer ihrer Meistersch­ülerinnen (Leonie Haßfeld). Das Bild ent stand bei einer Probe zu „Meisterkla­sse“.
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Nick Körber

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