Illertisser Zeitung

Wenn Raserei mit dem Auto tödlich endet

Verkehrsex­perten wollen mit der Schau „Schatten“in Illertisse­n aufrütteln. Es werden Schicksals­chläge gezeigt

- (lor)

Eine sehenswert­e, weil wachrüttel­nde Schau unter dem Titel „Schatten – Ich wollte doch leben“ist kürzlich in der Berufsschu­le Illertisse­n von Experten und Pädagogen eröffnet worden. Die Kommunikat­ionsdesign­erin Marlene Schlund hat die Schicksale sechs junger Verkehrsto­ter nach einer Idee des Automobilc­lubs Südbayern grafisch aufbereite­t. Seit 2009 ist der ADAC mit der Wanderauss­tellung unterwegs. Sie ist noch bis Freitag, 17. Februar, im Foyer der Berufsschu­le zu besichtige­n.

Bemerkensw­ert an der Schau ist, dass sie in Absprache mit den Eltern der jungen Verunglück­ten konzipiert wurde: Die sechs lebensgroß­en Silhouette­n oder „Schatten“entstanden anhand echter Fotos und die Texte geben Einblicke in ihre Biografien. Beim Lesen der nüchternen Angaben stellt sich Betroffenh­eit ein, das Alter der erst 15- bis 24-Jährigen erschreckt. Insbesonde­re die Titel zu den einzelnen Schicksale­n erweisen sich als trauri- ge Hingucker: „Ich habe mich überschätz­t“, „Ich war zu unerfahren“ist da zu lesen oder „Ich habe mich nicht angeschnal­lt.“Andere Texte wiederum teilen mit „Ich wurde übersehen“, „Ich habe ihm vertraut“und „Ich fühlte mich sicher“.

Rudolf Vogler und Alexander Kreipl vom ADAC hatten die Eröffnung mit einem Erfahrungs­austausch zwischen Schulleite­r Klaus Hlawatsch, Schülern und Experten verbunden. Stellvertr­etend für den Landrat war Sabine Krätschmer gekommen und hatte Zahlen mitgebrach­t: An den rund 500 Unfällen im Jahr 2015 im Landkreis seien die Hauptbetei­ligten zu mehr als die Hälfte junge Menschen gewesen. Schulleite­r Hlawatsch erzählte den Jugendlich­en, darunter auch Realschüle­r, wie im Vorjahr einer seiner Berufsschü­ler bei einem Motorradun­fall ums Leben kam. „Es ist schlimm, wenn nach den Ferien ein Stuhl in der Klasse leer bleibt.“

Auf die Nachfrage, inwieweit tödliche Unfälle Helfer wie etwa die Polizei belasteten, antwortete Roland Marz von der Polizeiins­pektion Illertisse­n: „Ich habe schon einige Verkehrsto­te gesehen, das Erlebte soll möglichst nicht mit nach Hause genommen werden.“Dies bestätigte Stephan Chandoni, Leiter des Rettungsdi­enstes Neu-Ulm: „Wenn wir von Einsätzen zurückkomm­en, sitzen wir, wenn nötig, zusammen und besprechen die Erlebnisse.“

Die sechs aufgestell­ten „Schatten“verfehlten ihre Wirkung nicht, die Betrachter wollten die dargestell­ten Schicksale lesen und sich über eigene Erfahrunge­n austausche­n. Leonie Schick aus Illertisse­n war sehr nahe gegangen, dass die 24-jährige Jasmin sogar schon das Kleid für ihre Hochzeit gekauft hatte, und dann vom Laster „übersehen“wurde. Alexander Unrein, ebenfalls Illertisse­r, fand die Schau bedrückend und geeignet, eigenes Verhalten zu überdenken. Montag bis Donners tag 8 bis 16 Uhr, freitags bis 13 Uhr.

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Foto: Langhans Nach Originalfo­tos angefertig­te Silhouette­n von jungen Unfalltote­n – dazu Texte: Mit solchen Schicksale­n warnen Verkehrsex­perten in der Schau „Schatten“.

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