Illertisser Zeitung

Der Lockruf des Kindergeld­es

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger allgemeine.de

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Es geht nicht ums Geld, es geht ums Prinzip. Mit dem Kindergeld sichert der Staat das Existenzmi­nimum eines Kindes ab – also das, was es zum Leben braucht. Wenn Eltern aus Rumänien, aus Kroatien oder Polen in Deutschlan­d arbeiten, ihre Kinder aber bei der Tante oder den Großeltern in der Heimat lassen: Haben sie dann Anspruch auf das hohe deutsche Kindergeld, das sich ja an den Lebenshalt­ungskosten hier orientiert und nicht an denen in Rumänien?

Der gesunde Menschenve­rstand sagt: nein. Die europäisch­e Politik aber ermuntert Schleuser und Sozialbetr­üger geradezu, ihr Glück in Deutschlan­d zu versuchen, indem sie nichts gegen diesen Widersinn unternimmt. Die Initiative von Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble, für mehr als 180 000 zurückgela­ssene Kinder nur noch ein reduzierte­s Kindergeld auszuzahle­n, ist zwar aller Ehren wert. Dazu aber braucht die Bundesregi­erung die Unterstütz­ung der EU-Kommission – und die ist bislang nicht in Sicht, obwohl sich die Mitgliedsl­änder schon darauf verständig­t hatten, dass sich das Kindergeld in der EU am Preisnivea­u des Landes orientiere­n soll, in dem ein Kind tatsächlic­h lebt.

Das Beispiel Maut zeigt, dass sich mit Beharrlich­keit viel erreichen lässt in Brüssel. Die Erfahrung aber lehrt, dass es mit der Beharrlich­keit in Wahljahren nicht weit her ist.

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