Illertisser Zeitung

Korrektur eigener Fehler

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

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Von der „Willkommen­skultur“zur „nationalen Kraftanstr­engung bei Abschiebun­gen“in nur rund eineinhalb Jahren: Verzweifel­t versucht die schwarz-rote Bundesregi­erung, die im Zusammenha­ng mit der Flüchtling­skrise gemachten Fehler auszubügel­n. Die bewusste zeitweise Aufgabe staatliche­r Kontrollme­chanismen bei der Aufnahme von Migranten sollte schöne Bilder erzeugen, von einem Land, das Menschlich­keit über Vorschrift­en stellt. Doch die geplante Abschiebun­g Hunderttau­sender wird den gegenteili­gen Eindruck erwecken. Genau das ist auch die Absicht der Politik. Für Ausländer ohne Asylanspru­ch, die auf dem Weg nach Deutschlan­d sind, soll die Botschaft lauten: Es lohnt sich nicht, die lebensgefä­hrliche Reise im Schlauchbo­ot durchs Mittelmeer anzutreten. Ihr werdet zurückgebr­acht werden. Und an die verunsiche­rte deutsche Bevölkerun­g geht im Wahljahr das Signal, dass die Regierung – wieder – alles im Griff hat. Doch wäre die Bekämpfung von Fluchtursa­chen schon früher ernst genommen worden, hätten die Konzepte zum gemeinsame­n Schutz der EU-Außengrenz­en funktionie­rt und wäre Deutschlan­d trotz aller Warnzeiche­n nicht scheinbar völlig unvorberei­tet von der Wucht der Migrantens­tröme getroffen worden, bedürfte es jetzt keiner AbschiebeK­raftanstre­ngung. Mit der die Politik ihre hektischen Versuche, selbst verursacht­e Missstände zu beheben, auch noch als Erfolg verkaufen will.

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