Gut angekommen
Kurz nachdem am Donnerstag ein Flugzeug in Illertissen notlanden musste, steht fest: Der Pilot hat Schlimmeres verhindert. Wie er das Manöver erlebte und was Experten sagen
Robert Fahrenschon hat 1988 seinen Pilotenschein gemacht, „aber so etwas“, sagt er, „das passiert einem vermutlich nur einmal im Leben.“Der 48-Jährige ist Berufspilot und hat es am Donnerstagabend geschafft, eine Maschine des Typs „Cessna 208 Caravan“sicher zu Boden zu bringen, obwohl ein Rad fehlte. Wie bereits berichtet, hatte das Flugzeug der R&r Airwork GmbH bei einer Landung das rechte Rad am Hauptfahrwerk verloren. Die Flugleitung informierte den Piloten über den Vorfall, als dieser wieder durchgestartet war. Dann überlegte Fahrenschon: „Welche Möglichkeiten habe ich?“Er wägte zwischen der geteerten Landebahn in Memmingen und der mit Gras bewachsenen Landebahn in Illertissen ab und entschied sich nach Absprache mit technischem Personal für die grüne Piste.
„Wir hatten Glück, wir hatten noch genügend Treibstoff“, sagt Fahrenschon gegenüber unserer Zeitung. Letztlich hätten viel Erfahrung beim Fliegen und etwas Glück zu einer Bilderbuchlandung auf dem linken Fahrwerk geführt.
Auf die Frage, ob er denn nicht nervös gewesen sei, antwortet der 48-Jährige ganz ruhig: „Mit einer gewissen Routine hat man da nicht mehr so viel Adrenalin.“Trotzdem sei alles sehr glimpflich ausgegangen, sagt er.
Dieser Meinung sind auch die Illertisser Polizisten, die im Schnitt maximal ein- bis zweimal im Jahr mit Flugunfällen zu tun haben. Diese reichten aber von Unfällen kleinerer Ultraleicht-Flieger bis hin zu Einsätzen, in denen es um Fallschirmspringer gehe, wie Jürgen Salzmann von der Polizeiinspektion Illertissen mitteilt. „Im Regelfall haben wir mit Sachschäden zu tun.“
Die Beamten haben bereits erste Erkenntnisse nach der Notlandung vom Donnerstag. Salzmann sagt unserer Zeitung: „Die Polizei geht derzeit von einem Ermüdungsbruch aus.“Dieser Schwingbruch bedeutet, dass ein Material nach einer sogenannten Lastwechselbeanspruchung bricht. Die Notlandung sei Salzmann zufolge glimpflich ausgegangen, der Pilot werde von dem Sachbearbeiter der Polizei in den höchsten Tönen gelobt. Es hätte deutlich Schlimmeres passieren können, so Salzmann. Und momen- tan deute nichts auf ein Fehlverhalten der beiden Piloten hin. Inzwischen hat die Polizei auch die Höhe des Sachschadens ermittelt: Mindestens 200000 Euro, sagt Salzmann. Insgesamt vier Streifenwagen waren vor Ort, ein Notarzt und zwei Rettungswagen.
Auch die Feuerwehr war am Donnerstagabend im Einsatz. Nach Aussagen des Kreisbrandrats Bernhard Schmidt, waren etwa 40 Feuerwehrmänner am Flugplatz. Mit dabei war auch ein Sonderlöschfahrzeug der Werksfeuerwehr der BASF Illertissen. Laut Schmidt wurden die Fahrzeuge der Einsatzkräfte in Abständen entlang der Landebahn aufgestellt, damit die Feuerwehrmänner sofort nach der Notlandung zu den beiden Insassen eilen konnten. Die Berufspiloten trugen dank des gelungenen Landemanövers keine Verletzungen davon.
Schmidt kennt so eine Situation, jedoch nicht als Feuerwehrmann auf dem Rollfeld, sondern als „Mitflieger“in einer Maschine: „2003 saß ich in einer kleineren Cessna und wir mussten aus 300 Metern Höhe notlanden“, erinnert sich der Kreisbrandrat. „Einen Meter vor dem Entwässerungsgraben sind wir zum Stehen gekommen. Das war ziemlich glimpflich.“Solche Ereignisse müssen beim Luftfahrt-Bundesamt (LBA) gemeldet werden, wenn die Maschinen in Deutschland registriert sind. Germout Freitag ist Pressesprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung. Für ihn klingt die Illertisser Notlandung nach einem „typischen Fall“. „Es passiert immer mal wieder, dass ein Fahrwerk klemmt oder wegbricht“, sagt Freitag. Doch wie kann das verhindert werden?
Die Wartungen an den Maschinen seien von Flugzeug zu Flugzeug unterschiedlich, erklärt der Pressesprecher. Und auch das LuftfahrtBundesamt teilt mit „dass Flugzeuge regelmäßig nach vorgegebenen Intervallen in unterschiedlicher Tiefe überprüft werden.“
LBA-Pressesprecherin Cornelia Cramer sagt: „Es gibt die Kontrollen vor jedem Fluge ebenso wie auch regelmäßige Wartungskontrollen, bei denen das Luftfahrzeug nahezu vollständig zerlegt wird.“Um festzulegen, wann ein Flugzeug gewartet werden muss, seien sowohl Flugstunden als auch zeitlich geregelte Abstände nötig, so die Pressesprecherein.