Mehr als nur den Rosenkranz beten
Johanna Kaffarnik aus Vöhringen macht derzeit ein christliches Orientierungsjahr, um herauszufinden, welchen beruflichen Weg sie einschlagen soll. Aus der Bibel schöpft die junge Frau Kraft
Das große Smiley in der Fensterecke fällt sofort auf, aber auch die Bibel, die auf dem Schreibtisch von Johanna Kaffarnik aus Vöhringen steht. Für die 19-Jährige, die Musik und gute Literatur liebt, sind Smiley und Bibel lebensbestimmend. Das eine ist Symbol für Freude am Leben, die sie andere Menschen spüren lässt, das andere, die Bibel, steht für ihren tiefen Glauben.
Johanna nimmt an einem christlichen Orientierungsjahr in Augsburg teil, dessen Träger die Diözese Augsburg und dort wiederum das Bischöfliche Jugendamt ist.
Dieses Jahr dient der Selbstfindung. Nicht im Sinne des üblichen Begriffs, sein Ego in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen, sondern zu sich finden, um den beruflichen Weg zu gehen, der für einen jungen Menschen zugeschnitten ist und der seinen Talenten entspricht. Denn für viele Jugendliche ist nicht klar, in welche Richtung sie ihr Leben lenken sollen, selbst wenn sie das Abiturzeugnis in der Tasche haben.
Wie auch bei Johanna Kaffarnik, die am Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium in Weißenhorn war und grübelte, in welche Richtung sie sich engagieren sollte. „Ich wollte etwas mit Menschen machen, ich dachte an ein Jura-Studium, an den Beruf der Erzieherin oder Lehrerin, aber sicher war ich mir nicht.“Sie sprach mit ihren Eltern, fand viel Verständnis und vor allem Unterstützung, als sie sich entschloss, an einem christlichen Orientierungsjahr teilzunehmen. Heute formuliert sie das so: „Mein Weg, mein Wille.“
Spirituell stand sie bereits auf festen Füßen. Die Messe an Sonntagen gehört zu den Selbstverständlichkeiten in ihrem Leben. Ihre Hinwendung zum Glauben und ihr offenes Bekenntnis dazu stieß durchaus nicht überall auf Verständnis. Kritisch stellte sie fest: Es wird überall etwas getan, für den Sport, für die aber nicht für die Religion. Dieses Manko versuchte sie auszugleichen und gründete mit zwei anderen Schülern, die dem Glauben auch nahe standen, einen Bibelkreis. Einmal in der Woche traf sich die auf fünf Jugendliche angewachsene kleine Gruppe in einem Klassenzimmer während der Mittagspause.
„Wir machten Bibel teilen.“Die Bedeutung erklärt Johanna so: „Es wurden Bibelstellen gelesen, dann herrscht zunächst Stille. Jeder konnte sich dann den Absatz aussuchen, der ihn am meisten angesprochen hatte. Und dann stellte sich für jeden die Frage, was will Gott damit sagen?“Es sprach sich herum, dass JoMusik, hanna und die anderen vier aus der Oberstufe – zwei Jungen und drei Mädchen – spirituell engagiert waren. Leicht sei es nicht gewesen, blickt sie heute zurück. Sie spricht sogar von Mobbing. Ja, es fielen böse Worte, wie „Dienerin des Pfarrers“, weil sie Ministrantin ist und war. „Ich habe dann versucht, zu erklären, was ich tue und warum ich es tue.“Dann habe es langsam angefangen, dass die anderen Schüler ihr Tun und ihre Hinwendung zum Glauben respektierten. „Ich habe gesagt, mein Glaube gibt mir Kraft und Halt.“Und sie versuchte zudem zu sagen, dass Kirche auch jung und modern sein kann und dass das mehr ist als „den Rosenkranz rauf- und runterzubeten“, sagt es und lacht dabei.
Teilgenommen hat sie auch an der missionarischen Woche in Vöhringen, ein Projekt der Diözese, des Bischöflichen Jugendamtes wie des Instituts für Neuevangelisierung.
Johanna Kaffarnik ist Teil des Basical Zehn Jugendliche gehören dieser Gruppe an. Ein Basical dauert von 1. Oktober bis 4. Juli. Wer sich dem Basical anschließt, will für sich eine Grundlage für das Leben schaffen, das auf christlichen Grundwerten beruht. Sie stellte sich die Frage: „Welchen Plan hat Gott mit mir?“
Nach drei Monaten schon glaubt Johanna, den Weg für ihren Beruf gefunden zu haben. Durch eine Professorin, die mit den „Basicalianern“Tests unternahm, um herauszufinden, welche Stärken die jungen Menschen haben, fand Johanna heraus, was sie will: sich in den Dienst ihres Glaubens stellen.
„Ich denke, ich werde Theologie studieren, um Pastoralreferentin zu werden.“Das ist übrigens das höchste Amt, das sie als Frau in der katholischen Kirche erreichen kann. Damit tut sich die Frage auf, wie steht sie zum weiblichen Priestertum? Da ist ihre Meinung fest umrissen: „Jesus war ein Mann und Priester stehen in der Nachfolge Christi.“
Schließt sie die Gründung einer Familie aus? „Nein, durchaus nicht. Ich bin eigentlich ein Familienmensch.“Aber wie es werden wird, darauf vertraut sie Gott, ob sie Pastoralreferentin bleiben oder Mutter und Ehefrau werden wird. Sie ist sicher: „Ich werde es im Gebet erfahren.“