200 Unterschriften gegen Tiefbrunnen
Kettershauser Bürger machen sich für eine Alternative bei der Wasserversorgung der Gemeinde stark
Bei der Sitzung vor drei Wochen hat der Kettershauser Gemeinderat beschlossen, einen weiteren Tiefbrunnen als zweites Standbein für die Wasserversorgung der Gemeinde zu bauen
Diese Entscheidung stößt nun bei einigen Bürgern auf Kritik. Bürgermeisterin Susanne Schewetzky berichtete, dass ihr eine Liste mit knapp 200 Unterschriften von Personen überreicht worden sei, die sich damit für die Quellen in Bebenhausen als bessere Alternative aussprechen. Die Rathauschefin erklärte, dass an dem Tiefbrunnen-Beschluss „nicht gerüttelt“werden soll. Dennoch sollten die Anliegen aus der Bürgerschaft gehört werden.
Deshalb hatte sie den Punkt nun in der jüngsten Sitzung im öffentlichen Teil auf die Tagesordnung gelegt. Rat Clemens Winter monierte dies gleich zu Beginn. Seit rund sechs Jahren beschäftige sich die Gemeinde mit dem Thema. In dieser Zeit hätte es genug Möglichkeiten gegeben, seine Meinung zu äußern. Zudem gebe es keine neuen Fakten, die den jüngst getroffenen Beschluss infrage stellen würden.
In der nächsten Bürgerversammlung sah Gemeinderat Winter die passende Gelegenheit, dass die Bürger dieses Anliegen vortragen, nicht aber in einer Gemeinderatssitzung, in der Besucher in der Regel kein Rederecht haben. Die Mehrheit seiner Ratskollegen sah das anders und stimmte dafür, die Anliegen anzuhören.
Die Initiatoren der Unterschriftensammlung, Johann Neuhäusler und Markus Kienle aus Bebenhausen, hatten dazu eine Präsentation vorbereitet. Gegenüber der erklärten sie, dass sie nach dem Tiefbrunnen-Beschluss in den Ortsteilen Kettershausen und Bebenhausen gut 170 Unterschriften gesammelt hätten.
Hier ein Auszug aus der Präsenta- Fördermengen und Wasserverbrauchsdaten wurden verglichen, mit dem Ergebnis, dass die Quellen (Fördermenge fünf Liter/ Sekunde, 432 Kubik am Tag) etwa bei einer angenommen zweitägigen Sanierungsdauer des Tiefbrunnens die Wasserversorgung sicherstellen würden. Das Quellwasser ist weicher und weniger kalkhaltig. Deshalb benötigt man weniger Waschmittel und muss Geräte seltener entkalken. Dies schont die Umwelt. Das Quellwasser (Oberflächenwasser) ist nachhaltiger, da es sich wesentlich schneller regeneriert und im Vergleich zum Tiefbrunnen auch weniger aufbereitet werden muss. Das Wasser aus dem Tiefbrunnen kommt aus tertiären Erdschichten. Diese Regeneration dauert sehr lange. Es ist daher schützenwertes Wasser. Das Fazit der Redner: Die Quellen stellen ein tatsächliches zweites Standbein dar, da das Was- ser dann aus unterschiedlichen Vorkommen gefördert wird. Ein Notbetrieb, nur über die Quellen, deckt den Normalverbrauch an Wasser (mittlerer Tagesverbrauch 380 Kubik). Nicht abgedeckt werden Spitzenverbrauchstage (maximaler Tagesverbrauch 550 Kubik). Quellwasser sei eine nachhaltigere und umweltschonendere Alternative und somit Vorzeigeprojekt für die zukünftige Naturgemeinde Kettershausen, so Neuhäusler und Kienle.
Auch der Zweite Bürgermeister Markus Koneberg hatte eine Präsentation vorbereitet, die darstellen sollte, wie es zu der Entscheidung für einen weiteren Tiefbrunnen kam. Im folgenden ein Auszug: Die Kosten für einen zweiten Tiefbrunnen werden mit 466 500 Euro veranschlagt. Gegenüber 659 700 Euro für die Quellensanierung ist der Tiefbrunnen die günstigere Alternative. Bei einer Fördermenge von acht Lition: tern/Sekunde (690 Kubik am Tag) ist die Versorgungssicherheit mit einem Tiefbrunnen auch an Spitzentagen gesichert. Um die Wasserqualität zu garantieren, sind jeweils Schutzgebiete auszuweisen (Kosten Quellen 16000 Euro, Kosten Tiefbrunnen 10 000 Euro). Eine Verkeimung bei Tiefenwasser ist nicht zu erwarten. Bei den Quellen wird mit ausgewiesenen Schutzgebieten das Verkeimungsrisiko (etwa durch Gülle, Beweidung, Wildwechsel) als sehr gering angesehen. Die Untersuchung der Inhaltsstoffe des Wassers ergab bei dem Tiefbrunnen eine Gesamthärte von 8,92 und den Quellen von 4,89 (Vergleich: Babenhausen 14,56). Auffallend ist der Nitratgehalt, der für die Bebenhauser Quellen mit 15,8 Milligramm pro Liter angegeben wird (Tiefbrunnen Wasser Kettershausen Nitrat 1,2 Milligramm pro Liter). Für Babynahrung sollte der Nitratgehalt unter zehn Milligramm pro Liter liegen.
Die Bürgermeisterin meinte zusammenfassend, dass vor allem die Sicherstellung der Wasserversorgung auch an verbrauchsstarken Tagen das entscheidende Kriterium gewesen sei. Auch dürfe bei der anfallenden Tiefbrunnensanierung (also Ausfall des bestehenden Brunnens) nicht von nur wenigen Tagen, sondern gegebenenfalls sogar von fünf bis sechs Wochen ausgegangen werden. Sie schlug vor, dass ein für die Ausschreibung notwendiger Vorentwurf für den Bau eines Tiefbrunnens, zusätzlich und zum Vergleich nun auch für die Quellsanierung erstellt werden soll. Dieser Vorschlag wurde von Neuhäusler und Kienle positiv aufgenommen. Diesen Detailplan wolle man abwarten, sagten sie der Unterschriften für die Quellen könnten aber weiter bei ihnen abgegeben werden.