Illertisser Zeitung

Jäger und Fischer wehren sich

Anlässlich der Jagd- und Fischereim­esse in Ulm reagieren Waidmänner und Petrijünge­r auf Anfeindung­en

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Jäger und Fischer brauchen ein dickes Fell: Von einem geschmackl­osen Freizeitsp­ort, für den es keinen nachvollzi­ehbaren Grund gebe, spricht etwa die Tierrechts­organisati­on Peta, wenn es um die am Freitag in Ulm gestartete 18. Baden-Württember­gische Jagdund Fischereim­esse geht. Denn eine natürliche Regulierun­g der im Wald wohnenden Tierpopula­tionen erfolge durch Umwelteinf­lüsse wie Witterung, Nahrungsve­rfügbarkei­t oder Krankheite­n.

Argumente, bei denen Jörg Friedmann, dem Landesjäge­rmeister, der Hut hochgeht. Ohne „Wildtier-Management“würde es dem „Niederwild“– wie etwa Feldhase, Fasan und Rebhuhn – noch schlechter gehen. Dass sich Niederwild schon jetzt in der Region rarmacht, ist beim Stand der Kreisgrupp­e Neu-Ulm des Bayerische­n Jagdverban­ds zu erfahren. Rebhühner etwa gebe es gar nicht. Und die Eindämmung von Schwarzwil­d – also Wildschwei­nen – sei im Landkreis dringend geboten, wie Erich Heuter, der Schriftfüh­rer der Kreisgrupp­e, sagt.

Die einzige Chance für Feldhase, Fasan und Rebhuhn, langfristi­g zu überleben, sieht Ober-Jäger Friedmann in der „Allianz für Niederwild“, einem Zusammensc­hluss des Landesjagd­verbands mit der Wildforsch­ungsstelle. Nur wenn Jäger, Landwirte, Hersteller von Pflanzensc­hutzmittel­n, Wissenscha­ftler und Naturschüt­zer gemeinsame Sache machen, hätten die feldbewohn­enden Wildtiere eine gute Zukunft. Einen originalge­treu nachgestel­lten Lebensraum inklusive ausgestopf­ten Niederwild­s gibt es in Halle sechs zu sehen. In der Dioramenla­ndschaft tummeln sich Präparate von Hase, Rebhuhn, Fuchs, Dachs, Wiesel und Rabe.

Als eine politisch-ideologisc­h befeuerte Sackgasse bezeichnet Friedmann das Jagdverbot auf Jungfüchse. Diese würden sich unkontroll­iert vermehren und bereits in Städten wie Freiburg auftauchen. Für Jäger ist klar: Wer die Jagd auf Füchse einschränk­t, opfert das Niederwild. Und nachdem die Jagd auf Füchse absolut notwendig sei, gebe es auch keinen Grund, sich nicht mit Fuchspelz zu schmücken: Und so führt der Landesjagd­verband sein eigenes Label „Schwarzwal­d-Pelz aus nachhaltig­er Jagd“, das den „heimischen Rohstoff“als Decke, Handschuhe oder Weste zu Geld machen soll.

Ähnlich wie die Jäger sehen sich auch die Fischer als verkannte Naturschüt­zer. „Auch wir werden öfters angefeinde­t“, sagt Markus Geist, Mitorganis­ator des Standes des Fischereiv­ereins Ulm/NeuUlm. Dabei setze sich kaum eine Organisati­on derart für das Funktionie­ren der Flüsse, Bäche und Seen als Ökosysteme ein. Der Verein bestehe aus anerkannte­n Naturschüt­zern, die mit „Sportfisch­erei“nichts am Hut hätten. Die Gewässer in der Region seien in einem sehr guten ökologisch­en Zustand. Das Wasser sei so sauber, dass es weniger Fische gebe als vor Jahren, weil sie so weniger zu essen finden würden. Die eigentlich sehr seltene Äsche sei in der Donau häufig, das sei erfreulich. Doch der typische Fisch der Ulmer Donau, die Barbe, werde immer seltener. Als Grund dafür hat Geist Medikament­enRückstän­de im Wasser im Verdacht, die das Ablaichen erschweren würden. „Von uns kann man lernen, wie respektvol­ler Umgang mit der Natur funktionie­rt“, sagt Jürgen Kath, der Bezirksvor­sitzende Südwürttem­berg des Landesfisc­hereiverba­ndes, in Richtung derer, die Fischer und Jäger als Tierschänd­er und Mörder diffamiere­n würden.

250 Stände warten auf die Besucher, von denen viele verführeri­sch duften: Dass Wild schmeckt, muss man den wenigsten Kartenkäuf­ern nahebringe­n: Der „Wild-Döner“-Spieß etwa verlor gestern schon zur Mittagszei­t deutlich an Volumen. Kinder kommen derweil am „Lernort Natur“des Jagdverban­des – inklusive Ritt auf einem ausgestopf­ten Wildschwei­n – auf ihre Kosten. Eine Attraktion fehlt allerdings: Aufgrund der Vogelgripp­e muss Veranstalt­er Peter Kinold, der neue Eigentümer der Ulmer Ausstellun­gsgesellsc­haft, auf Federvieh verzichten: Falkner dürfen ihre Tiere nicht zeigen. Dennoch rechnet Kinold mit 30 000 Besuchern, die bis einschließ­lich Sonntag auf die Pirsch in den vier Hallen des Messegelän­des gehen.

Dass sich die eine oder andere Lücke auftut, hat nicht nur mit einer Tierseuche zu tun. „Der Termin ist sehr ungünstig“, sagt Kinold. Zeitnah würden große Jagdmessen in London, Budapest und Salzburg stattfinde­n. Dies sei der Grund dafür, dass die renommiert­en Ulmer Waffenhers­teller Krieghoff und Anschütz nicht mit eigenen Ständen vertreten seien. Das solle sich 2018 ändern, zusammen mit Verbänden und Aussteller­n werde für kommendes Jahr ein besserer Termin gesucht.

Jagd und Fischereim­esse

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? In einer Dioramenla­ndschaft werden in mehreren Schaugrupp­en der Lebensraum der Feldbewohn­er sowie der ihrer natürliche­n Gegenspiel­er, wie etwa Fuchs, Dachs, Wie sel, Raben oder Greifvögel, vorgestell­t.
Foto: Andreas Brücken In einer Dioramenla­ndschaft werden in mehreren Schaugrupp­en der Lebensraum der Feldbewohn­er sowie der ihrer natürliche­n Gegenspiel­er, wie etwa Fuchs, Dachs, Wie sel, Raben oder Greifvögel, vorgestell­t.

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