Jäger und Fischer wehren sich
Anlässlich der Jagd- und Fischereimesse in Ulm reagieren Waidmänner und Petrijünger auf Anfeindungen
Jäger und Fischer brauchen ein dickes Fell: Von einem geschmacklosen Freizeitsport, für den es keinen nachvollziehbaren Grund gebe, spricht etwa die Tierrechtsorganisation Peta, wenn es um die am Freitag in Ulm gestartete 18. Baden-Württembergische Jagdund Fischereimesse geht. Denn eine natürliche Regulierung der im Wald wohnenden Tierpopulationen erfolge durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten.
Argumente, bei denen Jörg Friedmann, dem Landesjägermeister, der Hut hochgeht. Ohne „Wildtier-Management“würde es dem „Niederwild“– wie etwa Feldhase, Fasan und Rebhuhn – noch schlechter gehen. Dass sich Niederwild schon jetzt in der Region rarmacht, ist beim Stand der Kreisgruppe Neu-Ulm des Bayerischen Jagdverbands zu erfahren. Rebhühner etwa gebe es gar nicht. Und die Eindämmung von Schwarzwild – also Wildschweinen – sei im Landkreis dringend geboten, wie Erich Heuter, der Schriftführer der Kreisgruppe, sagt.
Die einzige Chance für Feldhase, Fasan und Rebhuhn, langfristig zu überleben, sieht Ober-Jäger Friedmann in der „Allianz für Niederwild“, einem Zusammenschluss des Landesjagdverbands mit der Wildforschungsstelle. Nur wenn Jäger, Landwirte, Hersteller von Pflanzenschutzmitteln, Wissenschaftler und Naturschützer gemeinsame Sache machen, hätten die feldbewohnenden Wildtiere eine gute Zukunft. Einen originalgetreu nachgestellten Lebensraum inklusive ausgestopften Niederwilds gibt es in Halle sechs zu sehen. In der Dioramenlandschaft tummeln sich Präparate von Hase, Rebhuhn, Fuchs, Dachs, Wiesel und Rabe.
Als eine politisch-ideologisch befeuerte Sackgasse bezeichnet Friedmann das Jagdverbot auf Jungfüchse. Diese würden sich unkontrolliert vermehren und bereits in Städten wie Freiburg auftauchen. Für Jäger ist klar: Wer die Jagd auf Füchse einschränkt, opfert das Niederwild. Und nachdem die Jagd auf Füchse absolut notwendig sei, gebe es auch keinen Grund, sich nicht mit Fuchspelz zu schmücken: Und so führt der Landesjagdverband sein eigenes Label „Schwarzwald-Pelz aus nachhaltiger Jagd“, das den „heimischen Rohstoff“als Decke, Handschuhe oder Weste zu Geld machen soll.
Ähnlich wie die Jäger sehen sich auch die Fischer als verkannte Naturschützer. „Auch wir werden öfters angefeindet“, sagt Markus Geist, Mitorganisator des Standes des Fischereivereins Ulm/NeuUlm. Dabei setze sich kaum eine Organisation derart für das Funktionieren der Flüsse, Bäche und Seen als Ökosysteme ein. Der Verein bestehe aus anerkannten Naturschützern, die mit „Sportfischerei“nichts am Hut hätten. Die Gewässer in der Region seien in einem sehr guten ökologischen Zustand. Das Wasser sei so sauber, dass es weniger Fische gebe als vor Jahren, weil sie so weniger zu essen finden würden. Die eigentlich sehr seltene Äsche sei in der Donau häufig, das sei erfreulich. Doch der typische Fisch der Ulmer Donau, die Barbe, werde immer seltener. Als Grund dafür hat Geist MedikamentenRückstände im Wasser im Verdacht, die das Ablaichen erschweren würden. „Von uns kann man lernen, wie respektvoller Umgang mit der Natur funktioniert“, sagt Jürgen Kath, der Bezirksvorsitzende Südwürttemberg des Landesfischereiverbandes, in Richtung derer, die Fischer und Jäger als Tierschänder und Mörder diffamieren würden.
250 Stände warten auf die Besucher, von denen viele verführerisch duften: Dass Wild schmeckt, muss man den wenigsten Kartenkäufern nahebringen: Der „Wild-Döner“-Spieß etwa verlor gestern schon zur Mittagszeit deutlich an Volumen. Kinder kommen derweil am „Lernort Natur“des Jagdverbandes – inklusive Ritt auf einem ausgestopften Wildschwein – auf ihre Kosten. Eine Attraktion fehlt allerdings: Aufgrund der Vogelgrippe muss Veranstalter Peter Kinold, der neue Eigentümer der Ulmer Ausstellungsgesellschaft, auf Federvieh verzichten: Falkner dürfen ihre Tiere nicht zeigen. Dennoch rechnet Kinold mit 30 000 Besuchern, die bis einschließlich Sonntag auf die Pirsch in den vier Hallen des Messegeländes gehen.
Dass sich die eine oder andere Lücke auftut, hat nicht nur mit einer Tierseuche zu tun. „Der Termin ist sehr ungünstig“, sagt Kinold. Zeitnah würden große Jagdmessen in London, Budapest und Salzburg stattfinden. Dies sei der Grund dafür, dass die renommierten Ulmer Waffenhersteller Krieghoff und Anschütz nicht mit eigenen Ständen vertreten seien. Das solle sich 2018 ändern, zusammen mit Verbänden und Ausstellern werde für kommendes Jahr ein besserer Termin gesucht.
Jagd und Fischereimesse