Von Elefanten und Migranten
Die deutsche Ausrufung eines unbeschränkten U-Boot-Kriegs am 1. Februar kommentiert die Stockholmer Zeitung „Auf Amerikas Haltung wartet man mit größter Spannung. Sollte sich Amerika jetzt, nachdem es sich so sehr um Frieden bemüht hat, wirklich noch in den Krieg stürzen?“Am 3. Februar brachen die Vereinigten Staaten die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab… +++ Frankfurt trauert. Am 4. Februar ist im Zoo die Elefantenkuh Fanny im Alter von 35 Jahren gestorben. Sie hatte die Menschen durch ihre Fähigkeit des „Orgelspiels“beglückt, sie spritzte mit ihrem Rüssel besonders geräuschvoll und melodiös Wasserfontänen. Elefanten werden unterdessen wegen ihrer Kraft und Gelehrsamkeit immer häufiger auch im Krieg eingesetzt. +++ Der amerikanische Senat verabschiedet am 5. Februar ein neues Einwanderungsgesetz. Verboten ist die Immigration von Arbeitern aus asiatischen Ländern mit Ausnahme Japans. Verlangt wird nun von einem Neubürger auch die Fähigkeit, mindestens 30 Wörter in englischer Sprache lesen und verstehen zu können. Präsident Woodrow Wilson stimmt gegen das Gesetz, unterliegt aber der Mehrheit. +++ In London beginnen am 7. Februar die Verhandlungen der jüdisch-zionistischen Bewegung und der britischen Regierung über: die Besiedlung Palästinas im Fall eines Sieges der Entente-Staaten. Die Forderung nach einer solchen Heimstätte für Juden hatte die Leitfigur der Bewegung, Theodor Herzl, erstmals beim Ersten Zionistischen Kongress 1897 in Basel erhoben. Seit 400 Jahren steht Palästina zu dieser Zeit ununterbrochen unter osmanischer Herrschaft. Die Zahl der dort lebenden Juden ist seit Herzls Aufruf signifikant gestiegen… +++ Promi-Hochzeit in Moskau! Am 11. Februar heiratet der berühmte Maler und Grafiker Wassily Kandinsky in Moskau die schöne Nina – ein Riesenfest, trotz des Krieges und revolutionärer Unruhen in Russland, mit vielen internationalen Gästen. Kandinsky, inzwischen 50, war bei Kriegsausbruch aus Deutschland zurückgekehrt, wo er Mitglied des „Blauen Reiters“in München war – und liiert mit Gabriele Münter. +++ Am 18. Februar entbrennt im Preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin bei einer Debatte um die bedenklich gesunkene Bevölkerungszahl im Deutschen Reich ein heftiger Streit. Ein Abgeordneter der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft, Hugo Haase, fordert einen „Gebärstreik“der Frauen: Diese sollten sich nicht länger im Namen eines zweifelhaften „Siegfriedens“als Produzentinnen von Kanonenfutter ausnutzen lassen. Haase erntet Empörung. Konservative Abgeordnete halten ihm entgegen, dass von einer steigenden Kinderzahl die politische und wirtschaftliche Weltstellung des Deutschen Reiches abhänge.