Lob verändert den Blick
Am nächsten Freitag ist Halbzeit dieses Schuljahres. Halbzeit – beim Fußball eine kurze Pause, um Kraft zu schöpfen, aber auch, um Strategien entweder beizubehalten, zu verstärken oder zu ändern, zu verbessern. Halbzeit im Schuljahr: viele Schülerinnen und Schüler in Bayern erhalten ein Zeugnis, andere hatten in den letzten Wochen Lernentwicklungsgespräche mit ihren Lehrkräften. Auch dabei wird bilanziert. Kinder schätzen sich selbst ein, hören, wie die Lehrkräfte sie sehen, setzen sich Ziele. Dabei wird festgestellt, was gut lief, aber auch, wo es noch Entwicklungsbedarf gibt.
Wer ein Zeugnis mit Noten erhält, wird bewertet, manches genügt, anderes ist gut oder nur ausreichend oder gefährdet sogar die Versetzung. Auch im Leben ziehen wir Menschen hin und wieder Bilanz, nicht nur zur Halbzeit, manchmal bereits vorher oder besonders im letzten Drittel des Lebens. Runde Geburtstage, Krisen, Jahreswechsel können der Anlass dafür sein. Wir blicken zurück und stellen fest, dass manches wie im Fußballspiel gelungen ist, die Note sehr gut verdient, anderes hingegen war ein Eigentor, ein Foul oder eher mangelhaft. Da gab es Siege und Niederlagen, Durststrecken und Erfolge, Glück und Unglück, Gesundheit und Krankheit, Verletzungen. Leben geschieht innerhalb solcher Pole.
Der Spruch, den der Gemeindepfarrer mir zur Konfirmation ausgesucht hat, erinnert mich daran, dass ich bei allem Bilanzieren an Folgendes denke: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“(Psalm 103,2) Loben verändert den Blick. Lob lässt FCA-Fans ihre Mannschaft manchmal trotz einer Niederlage feiern, wenn die Spieler gekämpft, sich eingesetzt haben. Lob lässt Lehrkräfte oder Eltern Talente, aber auch kleine Fortschritte wahrnehmen. Lob kann motivieren, sich weiterzuentwickeln, zu lernen. Lob, das ich abends aufschreibe, lässt mich bereits am Tag Dinge, Begegnungen, das Leben mit einem anderen Blick wahrnehmen, auf das Gute schauen, das Gott mir schenkt.