Illertisser Zeitung

Unwürdige Ausflüchte eines Patriarche­n

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Es gibt einen treffliche­n Witz über Piëch, der von Ex-Kanzler Schröder stammt. Danach erzähle der Patriarch die geheimsten Sachen nicht einmal sich selbst. Der Manager neigt zum Sprach-Minimalism­us. Das hat der 79-Jährige über Jahrzehnte kultiviert und reifte zu einem durchaus sympathisc­hen Kauz heran. Piëch sticht heraus aus der grauen Managersch­ar.

Doch die Zeit für Kult, Kauzigkeit und Wortkarghe­it ist vorbei. Der VW-Abgas-Skandal hat eine für den Konzern sündteure Di- mension erreicht, wo Patriarche­n nicht mehr kneifen dürfen, sondern es auch mal mit Geständnis­sen versuchen sollten. Insofern mutet es beschämend an, dass mit Piëch ausgerechn­et ein Mann, der stets durch Furchtlosi­gkeit aufgefalle­n ist, sich weigert, vor dem AbgasUnter­suchungsau­sschuss auszusagen. Ein Manager, der in hohem Maße als einstiger Audi- sowie als späterer VW-Chef von Deutschlan­d und den hunderttau­senden Autokäufer­n profitiert hat, straft die Demokratie mit Missachtun­g. Hier kommt eine weitere Charaktere­igenschaft Piëchs zum Vorschein: Er ist trickreich. Um sich den Berliner Bußgang zu ersparen, redet er sich auf seine österreich­ische Staatsbürg­erschaft heraus, die ihm erlaubt, einen Bogen um den Untersuchu­ngsausschu­ss zu machen.

Derlei Ausflüchte sind eines Patriarche­n unwürdig. Als der AutoMann 1993 VW-Chef wurde, sagte Piëch, dort wo er sei, wolle er immer der Beste sein. In der größten VW-Krise wird der Manager dem eigenen Anspruch nicht gerecht.

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