Vidal zeigt ein Herz für die Bayern
Im Derby bei den abstiegsbedrohten Ingolstädtern gelingt lange wenig. Kurz vor Schluss erzielt der Chilene den entscheidenden Treffer. Warum der Südamerikaner gegen Arsenal wichtig ist
Eine Szene, die für Thomas Müllers Formtief so symptomatisch ist, wie das Spiel in Ingolstadt für die Situation des FC Bayern: Die zweite Halbzeit läuft gerade zwei Minuten, als sich Müller nach Pass von Lewandowski durch den Strafraum kämpft, FCI-Torwart Martin Hansen tunnelt – und dann an Florent Hadergjonaj scheitert, der den abgefälschten Ball im letzten Moment von der Linie tritt. „Es wirkt fast wie ein Piesacken von oben, dass sich der Ball noch so wegdreht“, sagt Müller nach dem Spiel.
Am Ende ist für die Bayern freilich alles gut gegangen: Mit einem 2:0-Sieg haben sie sich nicht nur um sieben Punkte von Verfolger RB Leipzig abgesetzt. Auch die Generalprobe vor dem Champions-League-Hinspiel gegen Arsenal London haben die Münchner gemeistert. Thomas Müller hatte am Sieg seinen Anteil – dabei war unklar gewesen, ob er überhaupt spielen würde. Nur ein Tor hat der Rekordtorschütze in dieser Saison erzielt, der Stürmer steckt in der Krise. Trainer Carlo Ancelotti steht offenbar zu Müller. Er setzte den 27-Jährigen ein, nachdem der Stürmer zuletzt im DFBPokal gegen Wolfsburg auf der Bank gesessen und auch im Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Schalke nicht gut ausgesehen hatte.
In Ingolstadt tat sich Müller erst genauso schwer wie sein Team. Die abstiegsbedrohten Hausherren zwangen den Bayern im ausverkauften Audi Sportpark vor 15200 Zuschauern ihr Spiel auf. Leidenschaftlich verteidigten sie und attackierten die Münchner aggressiv im Spielaufbau. Mats Hummels beklagte nach dem Spiel auch den Zustand des Rasens: „Man erwartet ein Fußballfest vom Favoriten. Aber wir können auf so einem Platz nicht Ballstafetten und ein dominantes Kurzpass-Ballbesitzspiel abliefern.“Tatsächlich dominierten im Ober- bayern-Derby hohe Bälle. Im athletischen Pingpong flogen die Bälle von Kopf, Knie oder Fuß des einen Spielers zum anderen. Gegen Mitte der zweiten Halbzeit wechselte Ancelotti mit Douglas Costa und Arjen Robben zwei Offensivspieler ein. Robert Lewandowski und die beiden erarbeiteten viele Chancen, die aber kein Tor brachten.
Es lief die 90. Minute, die Ingolstädter freuten sich schon auf den wichtigen Punkt, als der FC Bayern doch noch zuschlug. Müller flankte in den Ingolstädter Fünfmeterraum, wo Arturo Vidal völlig freistand und aus kurzer Distanz traf. Eine Minute danach erzielte Arjen Robben das 2:0. Mit dem späten Treffer hat der zuvor eher schwache Vidal dem Glück der Bayern enorm auf die Sprünge geholfen. Der neue Schwung soll dem Team gegen die Londoner helfen, von denen sich Vidal ein offensives Spiel wünscht: „Wenn sie sich nicht so hinten reinstellen, wie es Bundesligaklubs tun, wird es für uns ein gutes Spiel.“
Besonders motiviert den Chilenen das Duell gegen Landsmann Alexis Sanchez: „In der Heimat verfolgen viele das Spiel zwischen uns. Das wird ein großes Spektakel für alle“, versprach er. Bis Mittwoch dürfen sich Müller, Vidal und die Bayern an dem glücklichen Sieg in Ingolstadt erfreuen.
Um endgültig zurück zur BayernDominanz zu finden, muss das Team von Ancelotti gegen Arsenal aber nachlegen. Das forderte Vorstand Karl-Heinz Rummenigge: „Wir müssen alles reinpacken.“
Denn auch die Londoner mit den deutschen Weltmeistern Mesut Özil und Shkodran Mustafi haben ihre Generalprobe in der Premier League erfolgreich absolviert. Beim 2:0-Sieg gegen Hull City hatte Vidals Landsmann Sanchez sogar gleich beide Tore erzielt.
„Es wirkt fast wie ein Piesacken von oben, dass sich der Ball noch so wegdreht.“
Thomas Müller
Hansen Matip, Tisse rand, Bregerie Hadergjonaj, Morales, Co hen, Suttner Groß (79. Lex), Leckie (89. A. Jung) Lezcano (74. Hinterseer)
Neuer Lahm (80. Ra finha), Javi Martinez, M. Hummels, Alaba Kimmich (74. Robben), Xabi Alonso (65. Douglas Costa), Ar. Vidal T. Müller, Thiago
Lewandowski Felix Zwayer (Berlin) 15200 (ausverkauft) 0:1 Vidal (90.), 0:2 Robben (90.+1)