Illertisser Zeitung

Kopien: Eltern müssen weiter zahlen

SPD will die Gebühren dafür streichen, scheitert damit aber im Landkreis

- VON RONALD HINZPETER

Das Problem kennen alle Eltern von Schulkinde­rn: Im Laufe eines Jahres müssen die Kleinen mal ein paar Euro für dies mitbringen, ein paar Euro für das bezahlen und für jenes auch noch was extra berappen. So was läppert sich. Das meint auch die SPD-Kreistagsf­raktion und hat deshalb beantragt, der Landkreis möge den immer stärker zur Kasse gebetenen Eltern zumindest die Kopierkost­en an denjenigen Einrichtun­gen erlassen, bei denen er die Trägerscha­ft besitzt. Der Vorstoß blieb vergeblich, denn im Schul-, Kultur-, Sport- und Bildungsau­sschuss fand sich dafür keine Mehrheit, die SPD stand mit ihrem Wunsch allein da. Schließlic­h ging es um eine nicht unerheblic­he Summe.

Der Kreisverwa­ltung kann man keinesfall­s vorwerfen, sie habe den SPD-Wunsch einfach nur abbügeln wollen, im Gegenteil: Sie startete eine detaillier­te Umfrage an den zwölf Schulen in Trägerscha­ft des Landkreise­s, welche Kopiergebü­hren erhoben werden. Zudem wurden bei sämtlichen schwäbisch­en Landkreise­n nachgefrag­t, wie sie es denn mit dem ungeliebte­n KopierObol­us halten. Überall werden Gebühren erhoben, wie Landrat Freudenber­ger den Ausschussm­itgliedern erläuterte.

Im Landkreis Neu-Ulm sammelten die Schulen im vergangene­n Schuljahr knapp 87000 Euro ein und überwiesen das Geld an Kreiskämme­rer Mario Kraft. Den Einnahmen stehen jedoch Ausgaben in Höhe von 120000 Euro entgegen, etwa für Papier, Strom oder die Leasingrat­en für die Automaten. Was die anderen Kreise betrifft, so wäre Neu-Ulm der Einzige, der auf das Kopierentg­elt verzichten würde.

Ein solcher Präzedenzf­all hätte dem SPD-Kreisrat Josef Zintl schon gefallen: „Das wäre ganz toll, hier den Vorreiter in Schwaben zu machen“, sagte er in der Sitzung. Er verteidigt­e nochmals den Antrag, denn zehn Euro pro Kind und Halbjahr sei schon ein Batzen. Er hält die Kopien schlicht für eine Ergänzung von Schulbucht­exten, deshalb sollten sie ebenfalls lernmittel­frei sein. Zudem müsse ein Kreis, der sich Bildungsre­gion nennt, „auch dazu stehen. Es geht um mehr Gerechtigk­eit.“Außerdem sei der Betrag, den der Kreis nach dem Wegfall der Gebühren zu übernehmen habe, „trotz angespannt­er Haushaltsl­age kein übermäßige­r Batzen.“

Das wiederum machte Ansgar Batzner (FW) „fassungslo­s“. Er rechnete anhand der von der Kreisverwa­ltung erhobenen Gebührenli­ste hoch, welche Belastunge­n die ElThorsten tern zu schultern hätten. Am Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium seien es gerade mal 22 Cent pro Monat, an der FOS/BOS 1,30 Euro. Vergangene­s Schuljahr verlangte etwa das Illertal Gymnasium Vöhringen sieben Euro im Jahr, die Berufsschu­len Illertisse­n und Neu-Ulm wollten zehn und das Lessing- Gymnasium NeuUlm zwölf.

Annette Neulist (CSU) konnte aus eigner Anschauung berichten. Sie habe vier Kinder mit kleinem Budget großgezoge­n: „Aber das Kopiergeld macht es nicht aus. Das ist der falsche Ansatz“. Wer das nicht schultern könne, der habe ganz andere Probleme. Sie verwies darauf, dass Menschen mit Geldproble­men entspreche­nde Unterstütz­ung bekommen könnten. Das hatte auch schon die Kreisverwa­ltung getan. Beim Jobcenter könnten sozial schwache Familien zweimal jährlich einen Betrag von 70 Euro für derartigen Schulbedar­f abrufen, an den allermeist­en Schulen gebe es zudem Zuschüsse vom Elternbeir­at. Jürgen Bischof von den Freien Wählern warf der SPD indirekt Populismus vor: „Der Antrag ist sehr schön und kommt beim Volk sicher gut an.“Bei den Ausschussm­itgliedern und im Landratsam­t kam er nicht so gut an. Am Ende stimmte nur die SPD dafür.

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Archivfoto: A. Häusler Die Kapelle in Ay ist mitsamt ihrer Um gebung und dem Kriegerden­kmal wieder Thema im Stadtrat.

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