Halten Fernbusse bald nur noch in Neu Ulm?
Die Grünen bringen den Bahnhof als Alternative zum unbeliebten Standort Böfingen ins Spiel
Reisende kommen von Ulm aus mit dem Bus nach München, Frankfurt und Berlin, aber auch nach Marseille, Novi Sad oder in 23 Stunden und 55 Minuten ohne Umsteigen in die bulgarische Hauptstadt Sofia. Das Angebot an FernbusLinien wächst stetig. Allein für den Marktführer Flixbus fahren von Ulm aus pro Woche 250 Busse los und steuern 92 Ziele an. Doch der Ulmer Fernbusbahnhof ist für viele Fahrgäste ein Graus. Denn er befindet sich abgelegen in der EberhardFinckh-Straße in Böfingen. Wer dort hinkommen will, muss sich erst mal ins Auto oder in die Straßenbahn setzen. Bei einer Besichtigung sprach die Ulmer SPD kürzlich von einem „Angstraum“, den der Fernhaltepunkt darstelle. Der Standort sei „unter aller Sau“. Als Alternative brachten die Sozialdemokraten die Schillerstraße in Ulm ins Gespräch. Dort befindet sich derzeit der provisorische Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) West für Regionalbusse. Der wird genutzt, so lange die Bauarbeiten am Hauptbahnhof andauern. Die Fraktionen der Grünen in Ulm und Neu-Ulm machen einen anderen Vorschlag: Neu-Ulm.
„Nach wie vor sind wir der Meinung, dass ein gemeinsamer Fernbushalt für beide Städte am sinnvollsten ist“, schreiben die Grünen in einem Antrag an die Oberbürgermeister Gerold Noerenberg (CSU) und Gunter Czisch (CDU). Der Zentrale Umsteigepunkt (ZUP) am Neu-Ulmer Bahnhof direkt neben der Glacis-Galerie verfüge über diverse Einkaufs-, Verpflegungsund Freizeitangebote. Er habe außerdem eine Toilettenanlage, die rund um die Uhr genutzt werden könne.
„Der ZUP liegt auch näher an den beiden Innenstädten als Böfingen und ist mit Bahn und Bus exzellent angebunden“, so die Fraktionen. Die Verwaltungen sollen nun prüfen, ob die Kapazität in Neu-Ulm ausreicht und wie die Finanzierung aussehen könnte. Dann soll der Punkt „Gemeinsamer Fernbushalt“auf die Tagesordnung beider Räte. Solange sollen nach Ansicht der Grünen die beschlossenen Ausbaumaßnahmen in Böfingen auf Eis gelegt werden.
Am Standort Neu-Ulm halten auch jetzt schon Fernbusse – allerdings deutlich weniger als in Ulm, etwa 20 pro Woche. Ziel ist beispielsweise Berlin. In Ulm hat Flixbus voriges Jahr zwar nahezu doppelt so viele Tickets verkauft wie im Jahr davor – am Halt in Böfingen wurden 120000 Fahrgäste gezählt. Damit bleibt Ulm aber weit hinter anderen Städten zurück. In Heidelberg etwa verkaufte Flixbus 450000 Tickets, in Freiburg sogar eine Million. Vorerst will der Branchenprimus sowohl in Ulm als auch in Neu-Ulm bleiben. „Wir sind über beide Standorte froh“, sagte Marika Vetter von der FlixbusPressestelle. Doch es sei ein großer Wunsch des Unternehmens, dass die Ulmer Haltestelle über Kurz oder Lang in Richtung Zentrum verlegt wird.