Den Weißenhorner Störchen war es zu kalt
Vor einem Jahr hat einer der Vögel im Rothtal überwintert. Diesmal zog es alle weg. Das Jungtier flog als Erstes
Seit einiger Zeit ist das Storchennest auf dem Fuggerschloss verwaist. Was die Störche gerade machen und in welchen warmen Gefilden sie wohl Sonne tanken, weiß auch Cornelia Michler nicht. Sie ist in der Stadt als „Storchenmama“bekannt und kann mit einem Teleskop von zu Hause aus das Nest beobachten.
Vor einem Jahr hat ein Storch in Weißenhorn überwintert. „Doch diesmal hat auch unser Winterstorch das Weite gesucht“, erzählt Michler. Ende November habe das Männchen das Nest verlassen. Sie vermutet, dass der Vogel schon den kalten Januar vorausgeahnt hat und es ihn deshalb weggezogen hat.
Grundsätzlich können Störche auch kältere Tage in unseren Breiten überleben. Solange es keine geschlossene Schneedecke über einen längeren Zeitraum gebe, fänden die Tiere auch Futter, sagt Michler. Nach Angaben des Augsburger Weißstorchexperten Anton Burnhauser haben tatsächlich 17 Störche während der Kälteperiode in Schwaben ausgeharrt, unter anderem in Leipheim und Thannhausen. Die Weißenhorner Störche allerdings waren nicht so hartgesotten. Das Weibchen zog Michler zufolge schon Mitte September los. Und das Jungtier, das als einziges der vier Jungvögel des Paares im vergangenen Jahr überlebt hat und flügge geworden ist, war zuerst weg, schon Mitte August. „Die jungen Störche sammeln sich vorher und ziehen ohne die Eltern los“, sagt Michler.
Die Storchenbeobachterin weiß nicht, ob das Junge ein Männchen oder ein Weibchen ist. Sie hat auch nicht herausfinden können, woran seine Geschwister letztendlich gestorben sind. „Es ist immer ein Drama, aber so ist die Natur“, sagt sie. Da sich in einem Storchennest oft tragische Szenen abspielen, ist Michler auch ganz froh, dass aus den Plänen, eine Webcam auf dem Dach des Fuggerschlosses zu installieren, nichts geworden ist. Die Ortsgruppe des Naturschutzbundes hatte das angeregt. Aus Sicht der Stadt wäre das Vorhaben jedoch technisch sehr aufwendig und teuer gewesen, wie Michler berichtet. Sie hofft jedenfalls, dass das Weißenhorner Storchenpaar bald wieder wohlbehalten ins Rothtal zurückkehrt. Denkbar sei auch, dass der Jungvogel nach einigen Jahren wieder seinen Geburtsort aufsucht.