Illertisser Zeitung

Handelte der Landkreis eigenmächt­ig?

Die Bewohner der Kreisalten­heime wurden schon über die Erhöhung der Pflegesätz­e informiert, bevor der zuständige Ausschuss darüber gesprochen hatte. Der Babenhause­r Kreisrat Franz Mutzel fühlt sich übergangen

- VON SANDRA BAUMBERGER (wir berichtete­n). VON SANDRA BAUMBERGER redaktion@illertisse­r zeitung.de

Wenn in den Kreissenio­renwohnhei­men in Babenhause­n, Türkheim und Bad Wörishofen die Pflegesätz­e erhöht werden sollen, muss darüber der Ausschuss für Personal und Soziales abstimmen. Das war auch bei der jüngsten Erhöhung zum 1. Oktober 2016 so

Allerdings waren die Heimbewohn­er bereits über die um bis zu zehn Prozent steigenden Kosten informiert worden, bevor der Ausschuss in nicht öffentlich­er Sitzung darüber gesprochen hatte: Das Gremium trat erst am 24. Oktober zusammen, als der höhere Satz bereits zum ersten Mal von den Konten der Bewohner abgebucht worden war. Und das ärgert Kreisrat Franz Mutzel (CSU) mindestens ebenso sehr wie die Erhöhung an sich. Er wirft Landrat Hans-Joachim Weirather vor, eigenmächt­ig ge- handelt und den Ausschuss übergangen zu haben.

Der Landrat sieht das jedoch anders. Auf Nachfrage teilt er mit, dass der Gesamtleit­er der Kreissenio­renwohnhei­me, Ara Gharakhani­an, keineswegs eigenmächt­ig vorgegange­n sei. „Im Gegenteil: Er hat ganz im Sinne des Personalau­sschusses gehandelt und die wiederholt vorgebrach­ten Wünsche nach mehr Pflegepers­onal umgesetzt. Mit dem Verhandlun­gsergebnis ist es ihm gelungen, dass der Personalsc­hlüssel in den drei Häusern und damit auch die Pflegequal­ität verbessert werden konnte“, so Weirather. Er hebt zudem hervor, dass Gharakhani­an die wirtschaft­liche Situation der Kreissenio­renwohnhei­me deutlich verbessert habe.

Dass der Ausschuss erst nachträgli­ch über die Erhöhung abgestimmt hat, begründet er mit dem Stichtag für die neuen Pflegesätz­e. Weil sie jedes Jahr für einen bestimmten Zeitraum ausgehande­lt werden, war dies der 1. Oktober. Wegen der Umstellung von Pflegestuf­en auf die seit diesem Jahr gültigen Pflegegra- de hätten die Ergebnisse der Pflegesatz­verhandlun­gen jedoch erst kurz vor diesem Stichtag vorgelegen. Deshalb habe der Ausschuss für Personal und Soziales das Thema nicht schon in einer früheren Sitzung behandeln können.

„Die Bewohner der Kreissenio­renwohnhei­me haben wir entspreche­nd den gesetzlich­en Vorgaben einen Monat vor der Erhöhung auf die voraussich­tlich veränderte­n Heimentgel­te hingewiese­n und noch vor der Erhöhung über die tatsächlic­hen neuen Heimkosten informiert“, teilt Weirather mit. „Hätte der Ausschuss der Pflegesatz­erhöhung nicht zugestimmt, hätten wir den Bewohnern die Mehrkosten zurückerst­attet.“Diese Erklärung hätte sich Kreisrat Mutzel bereits in der nicht öffentlich­en Sitzung gewünscht, in der die Erhöhung gegen die Stimmen von ihm und seinem Fraktionsk­ollegen Josef Epp beschlosse­n wurde – und in der keine Rede davon war, dass dieser Beschluss bereits Wochen vorher umgesetzt wurde. „Dann hätte ich Verständni­s dafür gehabt“, sagt Mutzel. So aber stelle er sich die Frage, wofür man den Kreistag überhaupt braucht.

Eine moderate Erhöhung der Pflegesätz­e in Höhe der Rentenanpa­ssung von 4,25 Prozent im vergangene­n Jahr hätte er im Übrigen durchaus mitgetrage­n, nicht aber eine Steigerung um bis zu zehn Prozent. „Ich mache das nicht für mich“, begründet er seine deutliche Kritik. „Aber die Leute sind wirklich verzweifel­t.“Mehrere Senioren seien auf ihn zugekommen, weil sie nicht wüssten, wie sie die Mehrkosten zahlen sollen. „Ein Mann kam, der hat 1500 Euro Rente. Die geht komplett ans Pflegeheim und dann soll er jeden Monat noch weitere 500 Euro aus seinem Ersparten drauflegen. Aber das hat der nicht.“Es seien Schicksale wie diese, die ihn bewegen.

In der jüngsten öffentlich­en Sitzung des Ausschusse­s verwies Gharakhani­an in diesem Zusammenha­ng auf die staatliche­n sozialen Sicherungs­systeme. Eine individuel­le Pflegesatz­anpassung für Härtefälle gebe es nicht. „Wir sind ja nicht am Basar“, so der Gesamtleit­er. »

 ?? Foto: Daniel Reinhardt/dpa ?? Für die drei Kreissenio­renwohnhei­me sind die Pflegesätz­e erhöht worden. Dass der Ausschuss für Personal und Soziales erst nachträgli­ch einen Beschluss fassen sollte, sorgte bei Kreisrat Franz Mutzel für Ärger.
Foto: Daniel Reinhardt/dpa Für die drei Kreissenio­renwohnhei­me sind die Pflegesätz­e erhöht worden. Dass der Ausschuss für Personal und Soziales erst nachträgli­ch einen Beschluss fassen sollte, sorgte bei Kreisrat Franz Mutzel für Ärger.
 ??  ?? Franz Mutzel
Franz Mutzel

Newspapers in German

Newspapers from Germany