Nicht reich, aber glücklich
Nick Körber will als Schauspieler und Sänger seinen Lebensunterhalt verdienen können
Auf den ersten Blick ist Nick Körber der Typ des Softies. Seinen modischen Haarschnitt durchstreift er öfter mit der Hand, wenn die weichen Wellen ihm in die Stirn fallen, seine Stimme ist angenehm weich. Der 21-Jährige weiß genau, was er will, nämlich Sänger und Schauspieler werden. Dass dies ein langer und auch steiniger Weg sein kann, weiß er. Aber er kämpft für sein Ziel, nimmt Absagen beim Vorsingen mit Gelassenheit hin und denkt, die nächste Chance kommt bestimmt.
Nick Körber hat Talent zum Singen, zum Tanzen, zum Spiel großer Rollen auf der Bühne und er glaubt an sich. Und mit ihm seine Eltern und Hans Gutter, ehemaliger Rektor der Illertisser Realschule und Leiter des Vöhringer Liederkranz, von dem der junge Sänger sagt, „er ist mein großer Mentor“. Nick liebt Musicals, sagt aber auch, „es muss nicht immer dieses Genre sein“. Festlegen will er sich nicht. Er steht gerne auf der Bühne, ob singend oder sprechend, aber er zieht auch gerne als Regisseur die Fäden, um seine Vorstellungen von einem Stück umzusetzen.
Den Kick, Sänger und Schauspieler zu werden, bekam er mit elf Jahren, als er sich im Internet „Tanz der Vampire“ansah. Nick war fasziniert. Sein Berufswunsch stand fest: Ich will auf die Bühne, wohl wissend, dass dies nicht einfach werden wird. Was sagten dazu seine Eltern? „Die verzichteten auf die obligate Ermahnung, lern‘ erst mal etwas Vernünftiges.“
Dann kam der Schulabschluss, aber an seinem Berufswunsch hatte sich nichts geändert. Er schrieb sich in der Akademie für darstellende Kunst, eine Privatschule in Ulm, als Student ein. Nicht ohne Stolz sagt er: „Ich habe mir meine Studiengebühren selbst verdient, habe gekellnert.“
Und trotz einiger Engagements kann er auch heute nicht ohne Zubrot leben. Das verdient er sich im Bistro in einem Sendener Möbelhaus. Hinzu kommt noch Bafög und Kindergeld, erklärt er. Aber ohne das Jobben geht es nicht, da teilt er das Schicksal vieler junger Leute, deren Ziel die Bühne ist.
Bühnenluft schnupperte der junge Nick in einer Inszenierung des Musicals „Die zehn Gebote“des Vöhringer Liederkranzes. Da war er gleich in zwei Rollen auf der Bühne präsent. Ausgebildet wurde er in Bewegung, Sprechen, Singen, Tanz und im Rollenspiel. Da erinnert er sich gerne an seinen Mephisto aus Goethes „Faust“und an Hänschen in Frank Wedekinds „Frühlingserwachen“. Hinzu kamen Auftritte in der „Rocky Horror Show“in Ulm und er war in der Uraufführung von „Der wilde Grimm“2016 in Birstein bei Frankfurt dabei.
„Jeder kennt Jakob und Wilhelm Grimm als Märchensammler, aber den Bruder Ludwig, der das Märchenbuch mit Bildern ausschmückte, kennt niemand.“Sein Part wurde auf sein Stimmfach zugeschnitten. Nick bezeichnet sich selbst als Baritenor, eine Mischung der Stimmlage Bariton und der des Tenores. „Das Stück“, so berichtet Nick, „war ein solcher Erfolg, dass es in diesem Jahr wieder ins Programm aufgenommen wird“. Und für den jungen Mann erfreulich, da schlägt sich der Erfolg auch in der Gage nieder.
Wären wir also beim Geld. Der Künstler lebt zwar vom Applaus, aber essen und trinken muss er ja auch. „In diesem Jahr bin ich beschäftigt, aber was im nächsten Jahr kommt, ich weiß es nicht.“Gibt das nicht ein Gefühl der Unsicherheit? Nick zögert mit der Antwort eine ganze Weile. „Es ist kein Beruf, der reich macht, aber einer, der glücklich macht“, sagt er schließlich.
Und glücklich ist Nick Körber. Wenngleich das nicht so einfach ist. Vorsprechen, vorsingen – immer da, wo es Besetzungsprobleme gibt – dazu braucht man Nerven, vor allem, wenn man nicht genommen wird. „Es ist schon enttäuschend und manchmal gibt es auch Hahnenkämpfe unter den Bewerbern.“Für ihn ist es interessant, dass 80 Prozent der Wettbewerber Frauen sind, der Rest sind Männer. „Die haben es dann leichter.“
Erst neulich musste er eine Absage in Kassel in Kauf nehmen. „Ich war zu jung. Dabei hatte ich in meinen Bewerbungsunterlagen mein Alter selbstverständlich angegeben.“Da steigt dann schon mal Frust auf, der aber von der Hoffnung in Schach gehalten wird, dass es beim nächsten Mal klappen wird. Wie es in der Vergangenheit ja auch schon geklappt hat.
Welches Ziel hat er im Visier? Die Antwort kommt schnell. „Ich möchte von meinem Beruf leben können, nicht gezwungen sein, etwas anderes noch nebenher zu machen, damit ich überleben kann.“Das kann man dem jungen Mann nur wünschen.