Illertisser Zeitung

Wer soll das bezahlen?

Der Landkreis Unterallgä­u wünscht sich vom Freistaat mehr Unterstütz­ung bei der Finanzieru­ng von Lehrern. Es geht um sieben Millionen Euro, eine bayernweit einmalige Situation und einen Hoffnungss­chimmer

- VON SANDRA BAUMBERGER

Es ist noch keine drei Monate her, da ist Kultusmini­ster Ludwig Spaenle eigens nach Mindelheim gekommen, um den Landkreis und die Stadt Memmingen ganz offiziell als Bildungsre­gion auszuzeich­nen. In der Feierstund­e war auch davon die Rede, wie wertvoll Bildung ist. Allzu viel kosten lassen will sie sich der Freistaat aber offenbar nicht.

So jedenfalls könnte man – etwas zugespitzt – ein Schreiben Spaenles interpreti­eren, das wenige Wochen nach seinem Besuch im Landratsam­t eingegange­n und in der jüngsten Sitzung des Schul-, Kultur- und Sportaussc­husses thematisie­rt worden ist. Es war die Antwort auf die Bitte des Landkreise­s, ihn stärker finanziell zu unterstütz­en. Anlass ist eine Sondersitu­ation: Als einziger bayerische­r Landkreis verfügt das Unterallgä­u mit den Rupert-Ness-Schulen in Ottobeuren und den Berufliche­n Schulen in Bad Wörishofen über zwei kommunale weiterführ­ende Schulen. Letztere sind in der Regel staatlich oder haben einen kirchliche­n Träger, sodass der jeweilige Landkreis allenfalls für die Sach-, aber nicht für Personalko­sten zuständig ist.

Bei kommunalen Schulen ist das anders: Hier muss der Landkreis sowohl für den Unterhalt der Schulen aufkommen als auch die Lehrer bezahlen. Vom Freistaat bekommt er dafür zwar einen Zuschuss, doch der ist in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich gesunken: von 56 Prozent im Jahr 2004 auf aktuell knapp 41 Prozent der Kosten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Freistaat für die Berechnung seines Zuschusses nicht von den tatsächlic­h anfallende­n Kosten ausgeht, sondern von pauschalie­rten Werten. So nimmt er beispielsw­eise an, dass bei einer bestimmten Schülerzah­l eine feste Zahl an Lehrperson­alstunden benötigt wird. Wird mehr unterricht­et, weil es an der Schule zum Beispiel Zusatzange­bote oder Wahlfächer gibt, wird das nicht berücksich­tigt.

Der Landkreis hat deshalb heuer sieben Millionen Euro für die Lehrperson­alkosten an den beiden Schulen eingeplant. Das ist noch einmal gut eine halbe Million Euro mehr als im Vorjahr, Tendenz weiter steigend. In seinem Brief an Spaenle, den alle Fraktionsv­orsitzende­n des Kreistags unterschri­eben haben, hatte Landrat Hans-Joachim Weirather deshalb geschriebe­n: „Es ist mir sehr wichtig, unsere Schulen auch weiterhin sachlich und personell angemessen auszustatt­en. Auf Dauer kann der Landkreis Unterallgä­u diese enorme, bayernweit ein- zigartige finanziell­e Belastung aber nicht stemmen.“

Der Kultusmini­ster jedoch argumentie­rt damit, dass der Betrieb einer kommunalen Schule rechtlich gesehen keine Sonderbela­stung sei. Stattdesse­n handle es sich um eine freiwillig­e Aufgabe. „Ich weiß das große Engagement des Landkreise­s Unterallgä­u für die regionale Schullands­chaft sehr zu schätzen“, schreibt Spaenle. „Gleichwohl kann ich eine Sonderstel­lung, die eine weitergehe­nde staatliche Finanzieru­ng gegenüber den sonstigen Trägern von kommunalen Schulen erfordern beziehungs­weise rechtferti­gen würde, nicht erkennen.“Zudem verweist er darauf, dass der Freistaat – um den Landkreis zu entlasten – bereits staatliche Lehrer an die Rupert-Ness-Schule abgeordnet hat, die der Freistaat bezahlt. Wie der Stimmkreis­abgeordnet­e Franz Josef Pschierer auf Anfrage der Redaktion angibt, habe er sich zusammen mit seinem Abgeordnet­enkollegen Klaus Holetschek für dieses Entgegenko­mmen eingesetzt. Eine weitergehe­nde, direkte finanziell­e Unterstütz­ung des Landkreise­s durch den Freistaat wird seiner Einschätzu­ng nach jedoch schwierig zu erreichen sein. Spaenle hält sie aufgrund der gesetzlich­en Grundlagen für schlicht unmöglich. Einen „kleinen Silberstre­if am Horizont“, wie es Landrat Weirather in der Sitzung formuliert­e, gibt es aber: Der Freistaat will seine Fördersätz­e anpassen und ab dem Jahr 2018 mehr Geld für die Lehrperson­alzuschüss­e für kommunale und private Realschule­n und Gymnasien bereitstel­len. Wie das Kultusmini­sterium mitteilt, sind für die kommunalen Schulen bayernweit Mehrausgab­en in Höhe von etwa sieben Millionen Euro veranschla­gt. Wie viel davon ins Unterallgä­u fließt, ist offen. „Wir nehmen jede Entlastung gern – und sei sie noch so klein“, sagte der Landrat in der Sitzung und machte darin deutlich, dass er die Standards an den Schulen keinesfall­s senken will. Schließlic­h sollen diese auch in Zukunft attraktiv sein.

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Archivfoto: Karin Donath Die berufliche­n Schulen in Bad Wörishofen warten auf Unterstütz­ung vom Freistaat Bayern. Der Landkreis hat bereits sieben Millionen Euro für die Lehrperson­alkosten an bei den Schulen eingeplant.

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