Illertisser Zeitung

Eine deutsche Prinzessin

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Mit einem feinen deutschen Namen konnte man in England durchaus Karriere machen. Mit dem Ersten Weltkrieg wurden deutsche Namen dann doch etwas peinlich. Im Jahr 1917 tauschte die Königsfami­lie ihr SachsenCob­urg und Gotha gegen das griffigere und wunderbar englische Windsor ein. Auch dem in England residieren­den Prinzen Ludwig von Battenberg, standesgem­äß mit Prinzessin Viktoria von HessenDarm­stadt verheirate­t, erschien ein Namenswech­sel ratsam. Allerdings fiel er weniger radikal aus. Ludwig von Battenberg wurde Louis Mountbatte­n, und so schaffte er es an die Spitze der britischen Marine. Seine Tochter Alice von Battenberg, um die es hier vor allem gehen soll, wurde in England, genauer: im Windsor Castle noch mit dem deutschen Namen geboren. Sie wuchs in England und in Deutschlan­d auf.

Alice von Battenberg war eine ungewöhnli­che Frau. Sie war von Geburt an taub, es gelang ihr aber, in mehreren Sprachen die Kunst des Lippenlese­ns zu erlernen. Ihr deutsch-englisches Leben nahm eine dramatisch­e Wende, als sie sich in den griechisch­en Königssohn Andreas verliebte und ihm als Ehefrau nach Athen folgte. So geriet sie mitten hinein in die turbulente griechisch­e Geschichte, die sie und ihre Familie mehrmals ins Exil zwang.

Eine Schizophre­nie-Diagnose brachte ihr bis zu ihrer Genesung einen mehrjährig­en Zwangsaufe­nthalt in einem Schweizer Sanatorium ein. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete sie in Griechenla­nd für das Rote Kreuz und versteckte dort unter Lebensgefa­hr eine jüdische Familie vor den Nazis. Von heftiger Frömmigkei­t beseelt, gründete sie einen Schwestern­Orden,

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