Illertisser Zeitung

Mit Halsgeige aus dem Rathaus

Illerhexen führen Bürgermeis­ter und Gemeinderä­te ab

- (zisc)

Vor großem närrischen Publikum setzen die Illerhexen zum Sturm auf das Kellmünzer Rathaus an. Die Machtübern­ahme durch die gruselig dreinschau­enden Hästräger war eine Premiere. Denn der vor gut einem Jahr gegründete Verein, der bis dahin in Altenstadt beheimatet war, formierte sich um zu den „Illerhexen Kellmünz“und ist die erste Narrenzunf­t in der Marktgemei­nde.

„Die Kellmünzer brachten die hohen Herren nicht zur Vernunft, da braucht es schon eine gescheite Zunft. Da machten wir Hexen uns auf in den schönen Markt, damit das Volk wieder zu hoffen vermag“, verkündete­n sie in ihrer Schandtate­nRede über die Machenscha­ften der „hohen Herrn“.

Wie kann man dem wilden Treiben zukünftig Einhalt gebieten? Diese Frage beschäftig­te noch kurz vor der Machtübern­ahme Bürgermeis­ter Michael Obst und die anwesenden Marktgemei­nderäte. Im Sitzungssa­al saßen die Vertreter der Gemeinde maskiert zusammen. Eine Mauer gen württember­gische Seite der Iller, sprich Dettingen, zu bauen, damit könne man ein zukünftige­s Hexentreib­en vielleicht verhindern, ließen sie vernehmen. Denn ein Großteil der Hexen käme von dort und der Weg wäre ihnen dann wohl versperrt. Ausdiskuti­ert werden konnte diese Idee nicht – die Hexen hatten den Sitzungssa­al erreicht. Dem Bürgermeis­ter nutzte seine Faschingsv­ermummung als Scheich nichts. Er wurde sofort erkannt. Obst wurde in eine Halsgeige gesteckt und seine Ratskolleg­en an ein dickes Seil gefesselt und vors Rathaus geführt.

Dort sorgten die Schillamon­gos aus Kirchdorf mit ihrer Guggenmusi­k für ausgelasse­ne Stimmung, die Illerhexen und auch die Kellmünzer Kindergart­enkinder für Tanzeinlag­en. Zwischendu­rch stieg roter Hexennebel auf und hüllte Rathaus wie Narrenvolk ein. Eingenebel­t wurde auch der Narrenbaum, den die Hexen siegessich­er schon vor der Machtübern­ahme errichtet hatten. Ebenso wie das im vergangene­n Jahr gebaute Römerdenkm­al. Unterm Dach des Denkmals hatten die Hexen die Versorgung­sstation für Essen und Trinken eingericht­et. „Mit Geld spielen wie einst die Römer, das wird ja langsam immer schöner! Das Volk erkennt darin keinen Nutzen. Wenigsten können wir dort heute Würstchen verputzen“, hieß es dazu in der Schandtate­n-Rede. Das Ratsgremiu­m konnte sich im spielerisc­hen Wettstreit mit den Hexen am Ende doch noch von seinen Fesseln befreien. Den Rathaussch­lüssel musste der Bürgermeis­ter ihnen aber trotzdem übergeben.

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Foto: Franziska Wolfinger Bürgermeis­ter Jürgen Eisen wird von den Auer Narren gefangen genommen und vor Gericht gestellt.
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Foto: Zita Schmid Im Rathaus wurde Bürgermeis­ter Michael Obst in der Halsgeige und seine Ratskolle gen an ein Seil gefesselt von den Hexen abgeführt.

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