Illertisser Zeitung

Comeback mit 76 Jahren

Jochen Busse kehrt als Fiesling ins Fernsehen zurück

- Interview: Cornelia Wystrichow­ski

Herr Busse, in der neuen RTL-Serie „Nicht tot zu kriegen“spielen Sie, 20 Jahre nach Ihrer Rolle in der Sitcom „Das Amt“, wieder ein echtes Ekel. Macht Ihnen das Spaß?

Ich war mal das beliebtest­e Arschloch im deutschen Fernsehen. Ich weiß das. Im Grunde meines Herzens bin ich aber ein großzügige­r, sozial verantwort­licher Mensch, der gerne etwas von dem abgibt, was er hat. Es ist falsch, unhöflich zu sein, kriegerisc­h zu sein, Leute zu verärgern. Ich habe im Leben gelernt, dass es sich immer bezahlt macht, mit seinen Mitmensche­n gut umzugehen.

Sie geben nun mit 76 Jahren Ihr Fernsehcom­eback.

Mir kam das Angebot gerade recht. Mein Herz schlägt für die Bühne, ich spiele Boulevardt­heater, und wer Boulevard spielt, der lebt von einer gewissen Prominenz. Sie ist die Garantie dafür, dass die Leute sich für dich interessie­ren und in deine Vorstellun­gen gehen. Wenn diese Prominenz nach zehn Jahren Fernsehabs­tinenz vielleicht etwas nachlässt, dann kommt so eine Serie gerade recht.

Sie sind schon seit vielen Jahren im Unterhaltu­ngsgeschäf­t, gehörten zum Ensemble der legendären Comedyshow „7 Tage, 7 Köpfe“. Wann war denn der deutsche Humor am besten?

Der deutsche Humor war in den 1920er Jahren auf dem Höhepunkt als Leute wie Ernst Lubitsch oder Friedrich Hollaender hier waren und unsere Kultur von Leuten jüdischen Glaubens bestimmt wurde. Es gab keine besseren Autoren, keine besseren Komiker, das war die große Zeit. Aber die sind alle in die USA gegangen und danach gab es in Deutschlan­d ja erst mal nicht mehr viel zu lachen – diesen Verlust haben wir bis heute nicht kompensier­t.

Sind Sie mit allen komischen Formaten glücklich, die Sie gemacht haben?

Es ist schwer, in Deutschlan­d Komödie zu machen, denn in Deutschlan­d muss man sich für Heiterkeit immer entschuldi­gen. Ich denke, unsere Ernsthafti­gkeit hat etwas mit der historisch­en Entwicklun­g unseres Landes zu tun, mit dem langen Weg zur Nation, den Befreiungs­kriegen und alledem. Das gibt es nur bei uns, dass Lachen eigentlich verpönt ist, und darum hatte ich es nie leicht. Trotzdem lachen die Leute gerne, wie sie sich auch gerne lieben, und beides war mir immer sehr wichtig. Darum hat es mir immer gefallen, das zu machen, was ich gemacht habe. Außerdem gibt es ganz wenige Schauspiel­er, über die die Leute gerne lachen, und weil ich einer von den wenigen bin, hatte ich auch immer gut zu tun.

spielt in der Serie „Nicht tot zu kriegen“, die am 9. März um 21.15 Uhr auf RTL startet, einen ein samen und griesgrämi­gen Villenbesi­t zer, der einen Teil des Hauses an zwei jun ge Paare vermietet. Jochen Busse wur de 1941 in Iserlohn geboren. Er spielte in Filmen wie „Die Supernasen“mit und gehörte lange zum Kabaretten­semble der Münchner Lach und Schießgese­ll schaft. Zurzeit ist er mit der Komödie „Der Pantoffelp­anther“auf Tour. Er ist zum vierten Mal verheirate­t und lebt mit seiner Frau in Berlin.

 ?? Foto: dpa ?? Zehn Jahre war Busse nicht mehr regel mäßig im TV zu sehen: Er konzentrie­rte sich auf seine Bühnenkarr­iere.
Foto: dpa Zehn Jahre war Busse nicht mehr regel mäßig im TV zu sehen: Er konzentrie­rte sich auf seine Bühnenkarr­iere.
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